Herr Bischof in spe, man sagt, das wahre Ich eines Menschen zeige sich, wenn er Macht bekomme. Worauf müssen wir uns bei Ihnen gefasst machen?
Bertram Meier: Ich bin immer gut damit gefahren, auf die Kraft der Argumente zu setzen, auf gute Beratung und auf meine Autorität als Person. Das wird auch nach meiner Weihe so bleiben.
Nach Ihrer Ernennung gab es allenthalben Jubel. Haben Sie auch Kritik registriert?
Aus einschlägigen Kreisen hieß es, mir fehle die scharfe Kante. Nun, ich sehe das positiv: Ich habe eine diplomatische Ader und integrative Stärken.
Welche Schwächen konstatieren Sie bei sich?
Na gut, auch wenn das hier kein Beichtgespräch ist: Ich bin recht ungeduldig. Ich will außerdem möglichst wenigen Menschen wehtun. Aber manchen muss ich wohl wehtun als Bischof.
Meinen Sie etwa jene Gläubigen, die für die Frauenweihe eintreten? Die lehnen Sie ja ab.
Richtig, weil Papst Johannes Paul II. die Priesterinnenweihe ausgeschlossen hat. Auch beim Frauendiakonat bin ich skeptisch. Denn das widerspräche der Einheit des dreistufigen Weihesakraments, das ja auch Priester- und Bischofsamt umfasst. Wie sollte man erklären, dass Frauen nur die erste Stufe erklimmen dürften, die der Dienerin? Das könnte die Problematik der Rolle der Frau in der Kirche noch verschärfen, wenn es hieße: Zum Dienen sind sie gerade gut genug. Frauen müssen mehr Leitungsverantwortung bekommen, auf allen Ebenen.
Schmerz dürften Sie auch im Diözesaninstitut für Neuevangelisierung ausgelöst haben, das Ihr Vorgänger Konrad Zdarsa gegründet hat. Nach Ihrer Bischofsernennung sagten Sie, neue Wege der Verkündigung des Evangeliums seien "kein Monopol einer Abteilung". Was haben Sie gegen das Institut?
Gar nichts! Als Bischof verstehe ich mich selbst als "erster Evangelisierer". Schon mein Wahlspruch sagt, dass ich "Stimme des Wortes" sein will. Keine Sorge, in Sachen Evangelisierung wird bei uns niemand arbeitslos. Das ist ja die Überlebensfrage der Kirche!
Das Institut hat wichtige Pionierarbeit geleistet. In Zukunft muss das Anliegen noch mehr in die Breite. Evangelisierung ist weder exklusiv noch pure Selbstbestärkung.
Klingt da der zur Neuevangelisierung oft gehörte Vorwurf an, unter diesem Titel hätten sich elitäre Kreise eingerichtet?
Wenn mich solche Vorwürfe träfen, würde ich sie jedenfalls ausgiebig in meinem Herzen und Gewissen bewegen.
Wer in Augsburg über Neuevangelisierung redet, kommt nicht herum um den katholisch-charismatischen Theologen Johannes Hartl samt seinem 24-Stunden-Gebetshaus und der zweijährlichen Glaubenskonferenz "Mehr" mit etwa 12.000 Besuchern. Wie stehen Sie dazu?
Einerseits sind die Zahlen der Leute beeindruckend, die Johannes Hartl versammelt. Andererseits frage ich mich, wie nachhaltig ein Event wie die "Mehr" ist. Zudem sehe ich bei Hartl eine Schwebe in seinen theologischen Äußerungen. Er verortet sein Wirken mal als überkonfessionell, mal als ökumenisch. Das ist aber nicht dasselbe. "Überkonfessionell" ist mir zu unverbindlich, erinnert an Freikirche. Bei "ökumenisch" heißt das Ziel: sichtbare Einheit als Gemeinschaft verschiedener Kirchen.