Katholische Kirche

Australischer Kardinal Pell gestorben

Er war als vatikanischen Wirtschaftsminister einer der mächtigsten Männer im Vatikan. Später wurde er wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt und dann wieder freigesprochen. Nach einer OP ist der umstrittene Kardinal im Alter von 81 Jahren verstorben.

 

Kardinal George Pell starb im Alter von 81 Jahren. © KNA

Der australische Kurienkardinal George Pell ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 81 Jahren in Rom an den Folgen einer Hüftoperation, wie in der Nacht zum Mittwoch bekannt wurde. Pell war von 2014 bis 2017 als Verantwortlicher für Wirtschafts- und Finanzfragen einer der mächtigsten Männer im Vatikan.

Pell, der im Vatikan zu den Konservativen gezählt wurde, versuchte als Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrates, mehr Transparenz und Sauberkeit in die Vatikanfinanzen zu bringen. Das brachte ihn in Konflikt mit alten Strukturen und Gewohnheiten anderer Verantwortlicher.

Gefängnisstrafe und Freispruch

2018 geriet Pell weltweit in die Schlagzeilen, als er von einem Strafgericht in Melbourne wegen angeblichen sexuellen Missbrauchs zu Unrecht zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. 2020 wurde er in letzter Instanz freigesprochen und aus dem Gefängnis entlassen. Danach kehrte er nach Rom zurück. Zuletzt nahm er am Begräbnis von Benedikt XVI. teil.

Nach Pells Tod sind derzeit noch 125 der 223 Kardinäle der Weltkirche unter 80 Jahre alt und damit zur Papstwahl stimmberechtigt. Pell war der letzte Australier im Kardinalskollegium.

Pell wurde am 8. Juni 1941 in Ballarat im australischen Bundesstaat Victoria geboren und mit 25 Jahren zum Priester geweiht. Mit der geistlichen Laufbahn entschied sich der sportliche Hüne gegen eine mögliche Karriere als Rugby-Spieler. Sein Weiterstudium in Rom und Oxford führte ihn zur Promotion im Fach Kirchengeschichte.

Nach mehreren Stationen in Seelsorge und Hochschule ernannte ihn 1987 Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zum Weihbischof in Melbourne und 1996 zum Erzbischof dort. 2001 wurde Pell nochmals befördert - nach Sydney, der Hauptstadt des australischen Libertinismus. Auch von dort meldete er sich immer wieder mit so kernig-konservativen wie kontroversen Statements über Themen wie Homosexualität, Bioethik und Klimawandel zu Wort.

Papst Franziskus über Pell: "einen Großen"

Ins weltkirchliche Rampenlicht trat Pell spätestens als Gastgeber des Weltjugendtags in Sydney 2008. 2014 machte ihn Papst Franziskus zum Leiter des neugegründeten vatikanischen Wirtschaftssekretariates. Wegen der Missbrauchsvorwürfe war der Kardinal aber bereits seit Juni 2017 als Finanzchef beurlaubt, später jedoch rehabilitiert. Noch vor wenigen Tagen nannte ihn Franziskus "einen Großen".

Als Mitglied der Römischen Glaubenskongregation (1990-2000) gehörte Pell zu den engsten Beratern des damaligen Präfekten, Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI. (2005-2013). Unter den Kandidaten für dessen Nachfolge im Amt des Präfekten wurde 2005 auch sein Name genannt.

Pell war der bislang ranghöchste katholische Geistliche, der wegen angeblichen sexuellen Missbrauchs verurteilt und inhaftiert wurde. Der Kardinal wies stets alle Vorwürfe zurück. 2020 sprach ihn Australiens Oberstes Gericht aus Mangel an Beweisen frei; nach 400 Tagen kam er wieder auf freien Fuß. (kna)