Soziale Isolation

Alkohol – ein schlechter Begleiter durch die Corona-Krise

Menschen greifen offenbar in der Krisenzeit vermehrt zur Flasche. Gesundheitsexperten sind besorgt.

Während der Isolation zum Schutz vor Corona sollen mehr Menschen zum Alkohol greifen. © fizkes - stock.adobe.com

München – Seit Beginn der Corona-Krise steigen wohl die Verkaufszahlen für Alkohol in Deutschland. Darauf deuten jedenfalls die Daten einer Marktbefragung der Konsumsforschungsgesellschaft GfK  hin. Diese haben den Konsum in den Kalenderwochen ab dem 24. Februar bis 15. März mit denen des Vorjahres verglichen. Das Ergebnis: Der Einzelhandel habe um 14 Prozent zugelegt – in einigen Sparten sogar um 200 Prozent. Gesundheitsexperten gehen davon, dass auch vermehrt große Mengen an Alkohol gekauft werden und sind darüber besorgt.  Alkohol, sei "keine hilfreiche Strategie", mit den wachsenden Unsicherheiten und Ängsten fertig zu werden, die sich aus der unheimlichen Situation eines Lockdowns ergeben würden“, sagt Andreas Ammer, Leiter der Caritas-Fachambulanz für Suchterkrankungen im Landkreis München.

Häusliche Gewalt könnte ansteigen

Die Situation der sozialen Isolation und der Quasi-Quarantäne auf engem Raum ist vor allem für Menschen mit Depressionen und Menschen mit anderen psychischen Problemen eine besondere Herausforderung. Andreas Ammer befürchtet daher ein Ansteigen häuslicher Gewalt, wenn Frustrierte zu oft und ausgiebig zur Flasche greifen.

Häuslicher Alkoholkonsum in Zeiten, wo aushäusiges, soziales Trinken nicht mehr stattfindet, wird ein gesellschaftliches Risiko, so Andreas Ammer. Corona habe das Potenzial, sonst anerkannte Normen zu verändern. Das Sucht- und Rückfallrisiko werde steigen, prognostiziert Ammer. Ein besonderes Risiko bestehe dabei für alle Menschen mit einer Prädisposition zu Suchtverhalten - und natürlich für Alkoholabhängige, einschließlich "Trockenen".  Für Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit wäre aber auch ein generelles Verkaufsverbot eine Katastrophe, da dieser sie mittelfristig in einen gefährlichen kalten Entzug in Isolation zwingen würde.

Caritas bietet Hilfe

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt vor möglichen Folgen. Was unmittelbar gegen übermäßigen Alkoholkonsum spricht: Er schwächt das Immunsystem, mindert die Qualität des Schlafes und kostet so Kraft. Alkohol hebt zudem die Gewaltbereitschaft. Das ist besonders schwerwiegend in Zeiten von Lockdown und Quarantäne.

Bei Fragen oder Sorgen ist die Caritas-Fachambulanz für Suchterkrankungen im Landkreis München weiterhin unter der Telefonnummer: 089-32708969-0 oder über Mail (suchtberatung-landkreis-muenschen.de) zu erreichen und bietet telefonische Beratungen an. Sie können sich sowohl als Betroffene als auch als Angehörige melden. (pm/kas)

Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO
- Gesund essen, um das Immunsystem zu stärken
- Weniger Alkohol trinken.
- Weniger zuckerhaltige Getränke trinken.
- Nicht rauchen: Zigaretten können Covid-19-Symptome verstärken und das Risiko erhöhen, ernsthaft zu erkranken.
- Erwachsenen wird empfohlen täglich mindestens 30 Minuten körperlich aktiv werden, Kinder 60 Minuten.
- Wenn dies erlaubt ist, tut es gut aktive Zeit an frischer Luft verbringen: Laufen, Spazieren, Radfahren unter Wahrung von Abstandsgeboten
- Wenn man das Haus nicht verlassen kann, könne man Tanzen, Yogaübungen machen oder Treppen laufen.
- Wer zu Hause arbeitet, sollte die Arbeitsposition häufig wechseln.
- Auch im Homeoffice ist es empfehlenswert, alle 30 Minuten kurz zu pausieren.
- Nicht pausenlos Nachrichten konsumieren. Wenn man sich informieren will, solle man darauf achten, diese Nachrichten und Informationen aus seriösen Quellen zu beziehen und diese Zeiten bewusst zu begrenzen.
- Auch geistige Ablenkung trage zur Gesundheit bei: Musikhören, ein Buch lesen oder ein Spiel spielen.

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie