Der letzte Blog aus Uppsala:

Abschiedsschmerz mit großem Gepäck

Nach vier Monaten im schwedischen Uppsala, geht es für Blogger Martin wieder Richtung Heimat. Aus der schwedischen Diaspora nimmt er jede Menge Erfahrungen mit...

Kirche Sankt Eugenia in Stockholm (Bild: Martin Rosenberger) (Bild: Martin Rosenberger) © Martin Rosenberger

Hej då Uppsala! Tschüss Uppsala! Morgen geht es für mich nach vier Monaten Freiwilligenarbeit in Schweden zurück nach Deutschland.

Uppsala/Stockhom - In den letzten Tagen fühlte sich alles schon sehr endgültig an: Das letzte Mal Sonntagsgottesdienst in der katholischen Kirche St. Lars, das letzte Mal arbeiten im Erikshjälpen Second Hand Shop, der letzte Tag am Newmaninstitut…

Was wird von der Zeit für mich persönlich bleiben? Sicherlich bin ich kein „anderer Mensch“ geworden. Aber die Zeit hier in Schweden hat mich unzweifelhaft beeinflusst und mir andere Blickwinkel eröffnet. Gerade schwedische Spontanität, Improvisation und Flexibilität waren immer wieder gefragt – manchmal etwas ungewohnt, aber geklappt hat trotzdem immer alles! Auch die Begegnungen mit Schweden und Menschen aus aller Herren anderer Länder, zum Beispiel im Erikshjälpen Second Hand Shop oder auf unserer Radwallfahrt, waren für mich spannend und weit überwiegend positiv. Ohne die vielen ganz unterschiedlichen Menschen und die interessanten Gespräche und wunderschönen Erlebnisse mit ihnen hätte eindeutig etwas gefehlt!

Auch die Situation der Katholiken in Schweden empfand ich als etwas ganz anderes als Zuhause. Die katholische Kirche hier vor Ort kann man sicherlich als dynamische, aufstrebende und globale Kirche beschreiben. Es war sehr spannend ein Teil dieser zwar relativ kleinen, aber wachsenden Gemeinschaft zu sein. Ein krasser Gegensatz zu der in Deutschland „großen“ und tendenziell schrumpfenden bzw. für den Großteil der Gesellschaft bedeutungsloser werdenden Kirche. Sehr beeindruckt hat mich auch, dass es aus meiner Sicht hier doch deutlich weniger „Gewohnheitskatholiken“ gibt. Man geht nicht in die Kirche, weil man es schon immer so gemacht hat. Man geht in die Kirche, weil einem der Glaube persönlich wichtig ist.

Wo etwas zu Ende geht fängt aber auch immer etwas Neues an. So ist es auch hier. Die neuen Praktikanten des Newmaninstituts stehen schon in den Startlöchern und werden die nächsten Wochen über eintreffen. Am Montag kam bereits Ricarda aus der Nähe von Paderborn hier in Uppsala an. Sie wird für die nächsten Monate im Erikshjälpen und im Pastoralzentrum in Stockholm mitarbeiten. Zum Start besuchten wir mit ihr am Dienstag gleich auch noch die katholische Kirchengemeinde St. Eugenia in Stockholm. Auch diese wird – wie die Gemeinde hier in Uppsala – von der deutschen Provinz der Jesuiten betreut und ist die älteste und größte katholische Gemeinde Schwedens. Seit 1982 liegt die Kirche, die man auf den ersten Blick aufgrund der Bauvorschriften nicht unbedingt als solche erkennt und auch für ein Wohnhaus halten könnte, an einem der schönsten und exklusivsten Plätze Stockholms ? am Kungsträdgården (Königsgarten bzw. ehemaliger Schlossgarten). Auch in dieser Gemeinde zeigt sich wiederum wie international die katholische Kirche in Schweden ist: Die rund 9 500 Gemeindemitglieder stammen aus über 80 Nationen. Zudem werden jeden Sonntag fünf Gottesdienste gefeiert. Für mich ein klares Zeichen eines aktiven Gemeindelebens.

Zum Schluss bleibt nur noch eines zu sagen: Es war eine fantastische Zeit! Die Entscheidung für ein Sabbatical vom gewöhnlichen Berufsalltag mit dem Bonifatius-Praktikanten-Programm habe ich auf keinen Fall bereut! Es wird sicherlich nicht mein letzter Besuch in Schweden gewesen sein! (Martin Rosenberger)