Aufarbeitung von Missbrauch

Aachener Bischof Helmut Dieser ist neuer Missbrauchsbeauftragter

Die deutschen Bischöfe haben sich bei ihrem Herbsttreffen in Fulda für Helmut Dieser als neuen Missbrauchsbeauftragten entschieden. Der Aachener Bischof kündigte an, bei der Aufarbeitung von Missbrauch Hemmschwellen für Betroffene abbauen zu wollen.

Helmut Dieser ist Bischof von Aachen und neuer Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Fragen des sexuellen Missbrauchs. © Harald Oppitz/KNA

Fulda - Der Aachener Bischof Helmut Dieser ist neuer Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz. Dieser wurde von den Bischöfen bei der Herbstvollversammlung zum Vorsitzenden der neu eingeführten bischöflichen Fachgruppe für Fragen des sexuellen Missbrauchs und von Gewalterfahrungen gewählt. Das heißt, das Amt wird zukünftig "in einer breiteren bischöflichen Zuständigkeit" fortgeführt, hieß es seitens der Bischofskonferenz. Bis zur nächsten Vollversammlung im Frühjahr soll die Fachgruppe endgültig stehen und arbeitsfähig sein. Fest steht bislang nur, dass der Freiburger Erzbischof Stephan Burger Diesers Stellvertreter sein wird.

Unabhängiger Expertenrat als Teil der Neustrukturierung

Der scheidende Missbrauchsbeauftragte, Bischof Stephan Ackermann, kündigte an, dass man außerdem einen unabhängigen Expertenrat mit Vertretern von Betroffenenseite und aus Politik und Gesellschaft einrichten wolle. Ziel dabei seien mehr Transparenz und Qualitätssicherung. Mit diesem Instrument wolle man zukünftig überprüfen, ob die Bistümer die Vorschriften zur Aufklärung einhalten.

Betroffenen Mut machen, aus dem Dunkelfeld herauszutreten

Bei seinem ersten Auftritt im neuen Amt räumte Bischof Dieser ein, dass die Kirche zu lange gebraucht habe, um den Missbrauch konsequent zu bekämpfen. Ein Grund dafür sei, dass es gegen ein katholische Grundprinzip verstoße, wenn ein Bischof sich von dem distanziere, was seine Vorgänger gemacht hätten. Zudem sei das Thema Missbrauch "giftig" für die Kirche und die Gesellschaft: "Im sozialpsychologischen Sinne ist es so giftig wie Radioaktivität. Es wirkt unendlich nach und zerstört soziale Beziehungen." Daher gebe es einen Grundreflex des Verschweigens, sagte Dieser und mahnte: "Es ist so, dass die Kirche daran kaputtgehen kann." Sein Ziel sei es deshalb, in der Kirche eine Atmosphäre zu schaffen, "in der Betroffene den Mut finden, aus dem Dunkelfeld herauszutreten, sich anzuvertrauen, um das eigene Leid, die eigene Geschichte erzählen zu können". Dieses Vertrauen hänge davon ab, "dass wir glaubhaft machen, die meinen es ernst, man wird mir glauben".

Missbrauchsaufarbeitung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Dieser zeigte sich zudem offen für eine deutschlandweite Studie zur sexualisierten Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Dabei dürfe es aber nicht allein um Missbrauch in den Kirchen gehen, sagte der Aachener Bischof. "Der Fokus kann jetzt nicht mehr weiter immer nur bei uns sein. Menschen in anderen Bereichen sind genauso betroffen. Dort guckt scheinbar immer noch keiner genauer hin oder zu wenig." Die SPD im Bundestag hatte zuvor eine neue, einheitliche Missbrauchsstudie der katholischen Kirche in Deutschland gefordert. (ph/kna)

Der Autor
Paul Hasel
Radio-Redaktion
p.hasel@michaelsbund.de