Bischofstreffen in Fulda

100 Millionen Euro für Flüchtlinge

Rund 100 Millionen Euro an Sondermitteln hat die katholische Kirche in Deutschland bisher in 2015 für die Flüchtlingshilfe bereit gestellt. Kardinal Marx gab das bei der Herbst-Vollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda bekannt. Auch personell setzten die Oberhirten ein Zeichen.

Kardinal Marx bei der Herbst-Vollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda (Sankt Michaelsbund/Schlaug) © Sankt Michaelsbund/Schlaug

Fulda - Die katholischen Bischöfe in Deutschland warnen vor einer Aushöhlung des Asylrechts. Die Flüchtlingskrise erfordere eine "langfristig ausgerichtete Kultur der Gastfreundschaft und Integration" in Deutschland, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Dienstag vor Journalisten in Fulda. Nach seinen Worten haben katholische Diözesen und Gemeinden im laufenden Jahr 98,6 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt.

Den Flüchtlingen müssten von Anfang an aussichtsreiche Bildungs- und Berufsperspektiven eröffnet und ihnen eine aktive Teilhabe am Gemeinwesen ermöglicht werden, ergänzte der in der Bischofskonferenz für Migrationsfragen zuständige Hildesheimer Bischof Norbert Trelle. Mit Sorge beobachteten die Bischöfe Maßnahmen, die die Bundesregierung unter dem Stichwort einer "Verschärfung des Asylrechts" vorgelegt habe.

Menschenwürdige Behandlung

"Jeder Mensch, der in unserem Land um Schutz bittet, hat ein Recht auf ein individuelles, rasches, faires und unvoreingenommenes Asylverfahren - und zwar unabhängig von seinem Herkunftsland", betonte Trelle. "Das Konzept der sicheren Herkunftsstaaten betrachten wir weiterhin kritisch." Der Bischof forderte zugleich eine menschenwürdige Behandlung der Flüchtlinge. Leistungskürzungen seien deshalb enge Grenzen gesetzt, wie auch das Bundesverfassungsgericht entschieden habe.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki warb für eine langfristig angelegte Integrationskultur. So sollten im Erzbistum Köln etwa die Aufnahme von Flüchtlingskindern in katholischen Kitas und Schulen sowie die akademischen Laufbahnen von Flüchtlingen stärker gefördert werden. Woelki forderte zudem eine Beschleunigung von Asylverfahrung und der Familienzusammenführung. Notwendig seien auch legale Zugangswege zum deutschen Arbeitsmarkt für Migranten. Für die Menschen vom Westbalkan könne das Asylrecht kein geeignetes Mittel sein, um der erdrückenden Armut und Perspektivlosigkeit zu entfliehen. "Die berechtigten Anliegen dieser Menschen dürfen jedoch nicht vorschnell in Abrede gestellt werden."

100.000 Helfer

Nach Angaben von Marx haben Diözesen, Gemeinden und Hilfswerke 2015 finanzielle Sondermittel in Höhe von mindestens 98,6 Millionen Euro für die Flüchtlingsarbeit bereit gestellt, davon 32,1 Millionen Euro für die Arbeit in den Herkunftsländern und 66,5 Millionen Euro für das Inland. Mehr als 800 Wohnobjekte seien mietfrei bereitgestellt worden. Rund 3.000 hauptamtliche Mitarbeiter engagierten sich für Flüchtlinge. Die Zahl der ehrenamtlichen Helfer wird auf 100.000 geschätzt.

Der "Außenminister" der Bischofskonferenz, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, forderte verstärkte Hilfen für die Herkunftsländer der Flüchtlinge sowie deren Nachbarstaaten. Als "absurde Fehlleistung" wertete er es, dass die Politik die Flüchtlingshilfe für den Nahen Osten immer weiter abgesenkt habe. "Wenn sich die Lage im Nahen Osten nicht bald bessert, werden auch viele dieser Binnenflüchtlinge die Reise nach Europa, vor allem Deutschland, antreten."

Auch mit Blick auf das starke Bevölkerungswachstum in Afrika forderte der Erzbischof eine langfristig angelegte Politik, die den afrikanischen Ländern wirtschaftlichen, sozialen und auch ökologischen Fortschritt ermögliche. Nur so lasse sich verhindern, dass sich immer wieder neue Flüchtlingstrecks nach Europa auf den Weg machten. (kna)