Weisheiten im Alter

100-Jährige verrät Rezept für langes Leben

Vor ein paar Wochen hat Juliane Pauler aus Niederscheyern ihren 100. Geburtstag gefeiert. Geistig und körperlich geht es ihr gut. Das Geheimnis ihres Alters liegt in drei Dingen.

Juliana Pauler hat ihren 100. Geburtstag gefeiert. © Andrea Hammerl

Niederscheyern – Ihr Alter ist Juliana Pauler nicht anzusehen, geistig und körperlich wohlauf hat sie am 9. Dezember ihren 100. Geburtstag gefeiert. Einer der ersten Gratulanten war Pater Benedikt Friedrich OSB vom Kloster Scheyern, der ihr das Buch „Wachs zwischen Himmel und Erde“ von Hans Hipp schenkte. „Da geht es viel um die Wallfahrt in Niederscheyern“, erklärte der Solidarpfarrer von Scheyern seiner langjährigen ehrenamtlichen Mitarbeiterin. Juliana Pauler sang nicht nur rund 70 Jahre lang im Kirchenchor, sondern hilft auch seit Jahrzehnten beim Binden der Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt und der Palmbuschen.

Einige Schicksalsschläge im Leben

„Anständig leben, viel Arbeit und gesund essen“, so lautet ihr Rezept für ein langes Leben. „Meine Großeltern hatten immer einen großen Gemüse- und Obstgarten zur Selbstversorgung“, erzählt Enkeltochter Stefanie Hartmann. Die 43-Jährige kümmert sich liebevoll um die Seniorin, die in ihrem langen Leben einige Schicksalsschläge hinnehmen musste. Ihr Sohn verunglückte im Alter von acht Jahren und die Tochter, Stefanie Hartmanns Mutter, starb vor 27 Jahren an Krebs. Verwitwet ist Juliana Pauler seit neun Jahren.

Unterstützt Familie der Enkelin

Enkel Florian Schmutterer wohnt im Obergeschoss des Zweifamilienhauses über der Großmutter, seine Schwester in der Nachbarschaft. Bei ihr verbringt Juliana Pauler ihre Tage – von 6.30 bis 18.30 Uhr, nur gelegentlich geht sie für einen kurzen Mittagsschlaf nach Hause. Ihr größtes Glück ist es, der jungen Familie nützlich und da zu sein, wenn die beiden Urenkelinnen Lena (15) und Leonie (13) von der Schule nach Hause kommen. Die 100-Jährige wäscht Salat, schneidet Gemüse, schält Kartoffeln oder erledigt Kleinigkeiten im Haushalt.

Ausbildung als Näherin wurde unterbrochen

Kräftig zupacken musste Juliana Pauler schon in ihrer Jugend. Aufgewachsen ist sie gemeinsam mit ihrem Bruder auf einem kleinen Bauernhof mit fünf bis sechs Rindviechern, „gleich nebenan“. Dort gab es immer Arbeit, und als der Vater begann, bei den Amperwerken zu arbeiten, brauchte ihre Mutter die Tochter zu Hause, sodass sie ihre Ausbildung als Näherin immer wieder unterbrechen musste. Einige Zeit besuchte sie die Nähschule in München, wurde aber vor der Abschlussprüfung wieder heimgeholt. Ihren Ehemann Johann lernte Juliana Pauler aber zuhause kennen. Ihr Vater brachte den jungen Sudetendeutschen, den er bei den Amperwerken anlernte, eines Tages „zu Besuch“ nach Hause. Worauf die Tochter gleich misstrauisch fragte, ob er den Besuch wohl für sie mitgebracht hätte …

70 Jahre Mitglied im Kirchenchor

Im Kirchenchor hatte sie bereits mit elf Jahren angefangen zu singen. Noch heute, fast 20 Jahre nach ihrem Ausscheiden aus dem Chor, begegnen ihr ab und zu frühere Chorkollegen, die sich immer noch gut an sie erinnern – Juliana Pauler war schließlich eine Institution nach insgesamt 70 Chorjahren, und sie ist es noch heute. (Andrea Hammerl, freie Autorin der Münchner Kirchenzeitung)

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