Streit in Dietramszell

Wohin mit dem Hindenburg?

Ein Künstler hat sie vor über einem Jahr abmontiert - die Hindenburg Bronze an der Klostermauer in Dietramszell. Jetzt hat Wolfram P. Kastner, seinen Angaben nach, dabei Unterstützung vom Münchner Ordniariat bekommen haben.

Aktion Hindenburg - eine Büste soll weg (Bild: Andreas Kaiser) © Andreas Kaiser

Dietramszell – Seit einem Jahr streitet Dietramszell um den Hindenburg, oder genauer gesagt, um seine Büste. Die hat der Münchner Künstler Wolfram P. Kastner im Juli 2014 in einer aufsehenerregenden Aktion abgeschraubt. Ihm wäre die Thorak-Bronze schon fast zwei Jahrzehnte lang ein Dorn im Auge gewesen, erzählt Kastner den Münchner Kirchennachrichten. Als er dann den Streit um die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde Hitlers in Dietramszell miterlebt hätte, sagte er sich "Jetzt reicht es." Als Künstler könne man einige Dinge tun, die ein anderer nicht tun könne, sagt Kastner, und in einer Demokratie müsse man handeln, wenn einem etwas nicht gefalle. Deshalb hat er die Hindenburg-Figur dann einfach abmontiert.

Derzeit befindet sie sich, nach Angabe Kastners, in der Verwahrung von Florian von Schilcher. Die Schilchers waren mit Hindenburg befreundet, der zehn Jahre lang seinen Sommerurlaub bei ihnen verbrachte. Zur Erinnerung an dessen Jagdaufenthalte wurde die Büste im Jahr 1939 im Rahmen einer NS-Feier angebracht. Bei Kriegsende war sie verschwunden, tauchte nach dem Ende der Besatzung wieder auf und wurde am heutigen Standort erneut angebracht. Florian von Schilcher sieht keine Notwendigkeit, daran etwas zu ändern und seiner Meinung nach sei es "grotesk", die Büste abzuhängen oder mit einer Infotafel zu versehen.

Schreiben an Kardinal Marx

Jetzt hat Aktionskünstler Kastner das Erzbischöfliche Ordinariat München in die Debatte eingeschaltet. Der für Kunst zuständige Referent Norbert Jocher teilt nach Angaben Kastners die Ansicht, dass die Büste gut im Regensburger Museum für Bayerische Geschichte aufgehoben wäre, das habe er ihm per E-Mail bestättigt. Die Entscheidung liege aber bei den Salesianerinnen in Dietramszell, so Jocher.

Schon vor einiger Zeit hatte sich Kastner zusammen mit seinen Künstlerkollegen Friedo Niepmann und Martin Stiefel schriftlich an Kardinal Reinhard Marx gewandt. Das Schreiben endet mit den Worten: "Wir können uns nicht vorstellen, dass eine Wiedererrichtung einer Nazi-Bronze an einer Klostermauer in Bayern von den Zielsetzungen des Ordens unter theologischen Aspekten und von der Geschichte der katholischen Kirche her im Jahre 2015 wünschenswert und sinnvoll sein könnte."

Kastner freut sich, dass nun Bewegung in die Diskusion kommt und sagt, dass die Gemeinde  Dietramszell bereits derart international in Verruf geraten sei, dass ein Wiederanbringen der Büste an der Klostermauer absolut undenkbar sei und man einlenken solle. (sts)