Der Roman lebt vom Kontrast: der große Sound der Bühne, die Ereignisse in der Außenwelt - sie werden immer wieder abgelöst von den leisen Töne aus der Innenwelt des Protagonisten. Erstaunlich konsequent lenkt der Autor durch das Geschehen mit der Wahrnehmungsweise seines blinden Protagonisten. Stimmen, Dialoge und Klänge leiten ihn, die visuelle Welt bleibt außen vor, es sei denn Ludlow lässt sie sich beschreiben. Der Augenöffner-Effekt am Ende ist umso größer, auch für uns Leser.
William Melvin Kelley wurde 1937 in New York geboren. Mit vierundzwanzig Jahren veröffentlichte er seinen Debütroman „Ein anderer Takt“. Für seine Romane, Kurzgeschichten, Essays und Filme wurde er vielfach ausgezeichnet, geriet aber in Vergessenheit. Er starb 2017 und gilt heute als Vorreiter schwarzen Bewusstseins.
William Melvin Kelley: Ein Tropfen Geduld
Buchtipp

William Melvin Kelley: Ein Tropfen Geduld
Hoffmann und Campe, 228 S.
24 € inkl. MwSt.