Bartholomäus-Kirta

Wichtig für den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft

Wenn das Patrozinium einer Kirche mitten in die Sommerferien fällt, wird es meistens auf einen Termin außerhalb der Urlaubszeit verschoben. Für die Gläubigen von St. Bartholomäus in Hittenkirchen ist so etwas unvorstellbar.

Aufstellung zur Prozession am Bartholomäus-Tag in Hittenkirchen (Bild: Bartholomäus Laxganger) © Bartholomäus Laxganger

Hittenkirchen – Der 24. August ist in Hittenkirchen am Chiemsee ein Feiertag. Wer kann, nimmt Urlaub von der Arbeit oder verschiebt die Urlaubsreise. Das war schon immer so am Bartholomäus-Tag, erzählt Hermann Deiss im Münchner Kirchenradio. Der Hittenkirchner singt im Kirchenchor mit, der schon seit Wochen Franz Schuberts „Deutsche Messe“ für den Festgottesdienst einstudiert.

Brauchtum wie vor 50 Jahren

Seit über 50 Jahren ist Deiss immer mit dabei, wenn der Kirchenpatron, der heilige Apostel Bartholomäus, gefeiert wird. Geändert hat sich bei der Bartholomäus-Kirta in all den Jahren nur wenig. Der Festtag beginnt mit dem Kanonenschlag, bei dem mit drei Schüssen die Dorfbewohner geweckt werden. Nach dem Hochamt findet eine Flurprozession statt, bei der der Pfarrer wie an Fronleichnam das Allerheiligste unter dem "Himmel" genannten Baldachin durch die Straßen und Feldwege trägt. Mitgenommen wird auch ein Tragaltar, der für die Statio in der Flur gebraucht wird. Umrahmt wird der Flurumgang vom Trachtenverein. Die Frauen tragen ihre Kirchtracht, die Männer den grünen Lodenanzug. Nach der Prozession trifft man sich im Wirtshaus, es gibt Weißwürste und Wiener. Am Abend geht im Trachtenheim dann noch der große Kirta-Tanz mit Blasmusik über die Bühne.

Kirta-Tradition hat Risse bekommen

Auch wenn das Brauchtum am Bartholomäus-Tag hochgehalten wird, hat die Tradition doch hier und da einige Risse bekommen, sagt Deiss. Früher habe man sich am Nachmittag noch mit der Verwandtschaft zum Kaffee-Trinken getroffen. Das fände nur noch vereinzelt statt. Und auch die gesellschaftlichen Veränderungen haben vor Hittenkirchen nicht Halt gemacht. Schon lange ist der Ort keine selbständige politische Gemeinde mehr mit einer homogenen Einwohnerschaft. Heutzutage hänge es vom Verhältnis des Einzelnen zur Kirche, zum Trachtenverein oder zur dörflichen Gemeinschaft ab, ob man die Bartholomäus-Kirta mitfeiert oder nicht. Wer interessiert ist, kommt, betont Deiss. Es seien immer noch viele, die am Bartholomäus-Tag Dorfgemeinschaft erleben wollen. Und das sei letztendlich entscheidend für den Zusammenhalt in Hittenkirchen, der für Hermann Deiss ein Herzensanliegen ist. (ph)