München – Eine kleine Bühne, ein Barhocker, ein Mikrofon: Das war am Freitag die Ausgangssituation für die fünf Poetinnen beim "Soul Slam" in den Räumlichkeiten der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) der Ludwig-Maximilians Universität München. Der Slam fand im Rahmen der Tagung "Spiritualität der Zukunft" statt. Veranstalter Martin Rötting, der Hochschulseelsorger ist, war es wichtig, dass auch die Studenten Raum bekommen. Schließlich seien sie die "praktizierenden" Spirituellen der Zukunft. Wer also, wenn nicht sie, sollte etwas darüber sagen können, wie man morgen religiös ist. "Sonst gäbe es die KHG nicht, wenn wir da nicht zuständig wären dafür", erklärte Rötting.
Was ist denn eigentlich dieses spirituell sein?
Dass hier nicht unbedingt im klassischen Sinne von Gott erzählt werden würde, sondern jede Sichtweise ihren Platz hat, das sah jeder kommen, als die junge Moderatorin Vroni die Veranstaltung mit dem Statement eröffnete: "Ich gehe an Weihnachten nicht mal in die Kirche. Ist ja auch voll okay. Muss ja nicht jeder." Schnell wurde klar: Hier hat keiner Antworten. Hier wird gesucht. Sie erzählte selbst, wie sie erst den Begriff nachgeschlagen hatte, dann Rat bei ihrer polnischen Oma suchte, die ihr aber auch nicht wirklich weiterhelfen konnte. Also wurden die Dichter und Denker, beziehungsweise Dichterinnen und Denkerinnen befragt. Fünf an der Zahl und unterschiedlicher, wie sie nicht sein könnten. Die einzige Gemeinsamkeit war im Wesentlichen, dass alle jung waren und sich mit dem Thema auseinander setzten.
Spiritualität ist Verbundenheit
Nach einer kurzen Erklärung der Regeln – das Publikum entschied in der ersten Runde mit Wertungen von 0 bis 10, in der zweiten Runde per Applaus – ging es dann auch schon mit der ersten Slamerin los: Chrissy. Ihr Text erzählte von einer Verbundenheit über den Tod hinaus: Sie ließ das Publikum teilhaben an inneren Gesprächen mit ihrem verstorbenen Vater und wie sein Tod ihr Leben auch ins Positive verändert hat. Die große Verbundenheit, die ihr so wichtig geworden ist. Und Verbundenheit spürte man bei allen fünf Teilnehmerinnen. So erzählte Kerstin, die zweite Poetin, vom Alleingelassen sein, von Angst, von Zweifeln an Gott. Warum all dieses Leid? Und fand ihre Antwort im Vertrauen zu Gott, aus der fast schon nüchternen Einsicht, dass ihr eigentlich nichts anderes übrig bleibt. Und trotzdem fühlt es sich für sie geborgen an. Und das alles aus der Perspektive einer kleinen Ente auf einem Teich, der eigentlich ein Meer ist.
Spiritualität ist Freiheit
Einen ganz anderen Aspekt als Zuversicht und Vertrauen in etwas Größeres fanden dagegen Hannah und Maria: Regeln und Konventionen sind ihnen zu begrenzend. Die beiden finden in ihrem Glauben, ihrer Spiritualität eine Befreiung, um nicht zu sagen "Beflügelung". Für die eine ist es Fantasie, die ihr Leben bereichert, für die andere ihre Selbstbestimmung wieder zu finden und ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Doch auch hier wieder: Freiheit geht nicht ohne Vertrauen.