Karlspreis für Papst Franziskus

"Was ist mit dir los, Europa?"

Papst Franziskus hat den Karlspreis bekommen und die Europäer zu mehr Solidarität aufgefordert. Im Anschluss an die Preisverleihung empfing er Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Karlspreisverleihung an Papst Franziskus im Vatikan (Bild: kna) © kna

Vatikanstaat - Papst Franziskus hat am 6. Mai 2016 den Internationalen Karlspreis im Sala Regia im Vatikan entgegengenommen. Das Karlspreisdirektorium würdigte damit laut der Verleihungsurkunde sein "herausragendes Engagement für Frieden, Verständigung und Barmherzigkeit in einer europäischen Gesellschaft der Werte".

Der Preisträger selbst fand dabei eindringeliche Worte: "Was ist mit dir los, Europa?", fragte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Gerichtet waren seine Worte an die wichtigsten Entscheidungsträger in Europa, die in den ersten Reihen saßen. Papst Franziskus redete ihnen ins Gewissen und verlieh seinen Sorgen um Europa Nachdruck. Er träume "von einem Europa, in dem das Migrantsein kein Verbrechen ist", sagte Franziskus weiter. Er entsprach damit genau der Rolle als "Mahner Europas", die kurz zuvor EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in seiner Laudatio auf den Papst hervorgehoben hatte.

An der Zeremonie im Vatikan nahmen unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie die EU-Spitzen teil. Die Bundeskanzlerin wurde vor der Preisverleihung von Papst Franziskus in Privataudienz empfangen. Das Treffen von etwa 25 Minuten Dauer fand im Apostolischen Palast statt. Vor der Kanzlerin hatte der Papst die Präsidenten der drei großen EU-Institutionen Martin Schulz, Donald Tusk und Jean-Claude Juncker empfangen.

Für Merkel war es die dritte persönliche Unterredung mit Franziskus seit dessen Amtsantritt 2013. Beobachter beschrieben die Begrüßung als ausgesprochen herzlich. Die protestantische Politikerin und der Papst wechselten einige Worte auf Deutsch, bevor sie ihre Unterhaltung in der Bibliothek des Apostolischen Palasts mit Hilfe eines Dolmetschers fortsetzten. Thema waren unter anderem Integration und die Zukunft Europas; diese spielten auch in der Rede des Papstes beim Festakt eine zentrale Rolle.

Franziskus gab Merkel als Andenken eine Friedensengel-Medaille mit. "Den können wir gut gebrauchen in Europa", kommentierte die Kanzlerin. Merkel würdigte die Rede des Papstes bei der Karlspreis-Verleihung im Anschluss als "Ermutigung". Franziskus habe "klare Botschaften ausgesendet", so auch mit der Mahnung, Neues zu schaffen. Darin liege ein "Auftrag für uns, zu handeln, Europa zusammenzuhalten" sie. Dies gelte sowohl für die Währung wie auch für den Schutz der Außengrenze und besonders für "die humanitäre Aufgabe Europas". (kna)