Gymniasiasten philosophieren

Warum wir gut und böse sind?

Was ist gut und was ist böse? Gibt es gute und böse Menschen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Oberstufen - Schülerinnen des Gymnasiums Icking. Mit herausragenden Ergebnissen.

Gut und böse - darüber diskutiereten Gymasiasten aus Icking (Bild: trueffelpix-fotolia.com) © Bild: trueffelpix-fotolia.com

Icking – Diskussionsrunde: Ein runder Tisch mit sechs gefüllten Wassergläsern in der Bibliothek. Fünf Schülerinnen, 17 beziehungsweise 18 Jahre alt, des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium in Icking hatten sich im Rahmen eines Wissenschaftspropädeutischen Seminars des Religionsunterrichts der Oberstufe mit dem Thema „Gut und Böse“ beschäftigt. Ausgehend von der Grundfrage, woher das Böse kommt, wenn die Schöpfung des allmächtigen und gütigen Gottes als gut bezeichnet wird, betrachteten die Schülerinnen das Phänomen des Bösen - und zwar nicht nur aus theologischer Sich. Sie analysierten auch philosophische, psychologische und soziologische Ansätze, um dem Ursprung des Bösen näher zu kommen. Welche Grundlagen dienen der Entwicklung einer ethischen Urteilsbildung? Wie können wir unserer Mitverantwortung bei der Gestaltung einer humanen Welt gerecht werden? Große und schwierige Fragen, die von den Schülerinnen in den zurückliegenden Wochen intensiv bearbeitet wurden.

Einige Zeit später treffen sie sich noch einmal mit ihrem Lehrer, Studienrat Tobias Noss, um Antworten auf den Ursprung des sittlich Bösen im menschlichen Verhalten sowie auf das Böse im metaphysischen Sinne zu finden. Tobias Noss eröffnet die Diskussion mit einem Impuls: Wer vom Bösen spricht, kann dies nicht ohne Bezug auf das Gute tun. Der Mensch steht in der Spannung zwischen Gut und Böse und ist aufgerufen, sich immer wieder bewusst zu entscheiden. Die 18-jährige Charlotte ergänzt: „Selbst wenn ein Mensch meist nur gute Taten vollbringt und anderen hilft, kann er auch böse handeln. Denn in jedem Menschen sind beide Eigenschaften verankert.“ Tobias Noss: „Daraus ergibt sich immer die Frage nach der Ursache menschlichen Verhaltens, seiner Freiheit und Verantwortung. „Böse können zum Beispiel Menschen sein, die aus rein egoistischen Beweggründen handeln, da sie sich somit wissentlich über ihre Mitmenschen stellen“, wirft Caroline H. ein. Dass jeder das Böse in sich trägt, davon ist Elena überzeugt: „Das kann in bestimmten, vielleicht extremen Situationen zum Vorschein kommen.“ Tobias Noss erinnert an besondere Lebensumstände: „Das Böse ist nicht immer nur ein Ergebnis der freien Handlung, sondern kann auch strukturelle Ursachen haben.“ Michelle gibt zu bedenken: „Manchmal ist es unmöglich, gut zu handeln, weil die Möglichkeiten dazu begrenzt sind, selbst wenn der Mensch etwas Gutes im Sinn gehabt hätte.“

So sind sich alle einig, dass es Böses in der Welt gibt, das dem freien Handeln aber nicht zugerechnet werden kann. Dies Diskussion geht lange weiter. Die Mädchen diskutieren den Einfluss frühkindlicher Erziehung und Prägung durch das Umfeld. Reliegionslehrer Tobias Noss bringt die Bibel als handlungsweisende Richtschnurr für das Leben ins Spiel. Religionen vermitteln ein Leitbild, sagen die Schülerinnen. Wobei es die Gefahr gäbe Religion mit Ideologie zu verwechseln und sie dadurch zu missbrauchen. Tobias Noss ist am Ende der ausführlichen Diskussion zufrieden: „Die Schülerinnen bewiesen echte Dialogbereitschaft bei diesem komplexen Thema und ihre religiöse Urteilsfähigkeit zeigte sich hier genauso eindrucksvoll wie in ihren Seminararbeiten. (Patricia Hofmann/sts)