Urlaub und Seelsorge

Studientag beschäftigt sich mit Tourismus und Kirche

Auszeit vom Job, Einkehr im Kloster - über die Möglichkeiten solcher Angebote wurde beim Studientag in Benediktbeuern gesprochen. Die Kernkompetenzen der Kirche sollen genutzt werden, um das Bedürfnis der Menschen nach wahrer Entspannung zu bedienen.

Der Studientag in Benediktbeuern befasste sich mit Tourismus und Seelsorge. © IMAGO / Panthermedia

Das Wochenende ist eigentlich der Teil der Woche, an dem man sich entspannen und von der Arbeit erholen soll. Manchmal ist man am Sonntagabend aber vom Wochenende erschöpfter als am Freitag von der Arbeitswoche. Auch Urlaube arten heutzutage häufig in einen regelrechten Freizeitstress aus.

Gleichzeitig wünschen sich immer mehr Menschen Abstand vom Alltag. „Nicht nur der Beruf, sondern auch das Familienleben sind heute sehr eng getaktet und lassen uns kaum Zeit für uns selbst“, erklärt die Theologin und Philosophin Katharina Ceming. „Deshalb gibt es heute ein starkes Bedürfnis nach Auszeit, Ruhe und Selbstreflexion.“

Touristenhotspots mit Auszeit-Angeboten kombinieren

Dass gerade dies auch Kernangebote der katholischen Kirche sind, will sich das Erzbistum München und Freising zunutze machen. Kann man hier anknüpfen und mit spirituellem Knowhow auf einen gesellschaftlichen Trend antworten? Genau dieser Frage stellte sich der „Studientag Tourismus und Kirche“, zu dem der „Fachbereich für Tourismus und Sport“ rund 50 Teilnehmer aus der ganzen Erzdiözese ins Kloster Benediktbeuern geladen hatte.

Fachbereichsleiter Robert Hintereder sieht großes Potenzial darin, den Touristenhotspot Oberbayern mit vorhandenen Auszeit-Angeboten aus der Seelsorge zu kombinieren: „Die perfekte Urlaubskulisse haben wir mit unseren Kirchen und Klöstern ja schon.“ Jetzt müsse man sich fragen, wie die Kirche auch inhaltlich für die Gäste und die Gastgeber da sein könne. 

Stress in der modernen Arbeitswelt

Spirituelle Freiräume als Pull-Faktoren für den regionalen Tourismus zu nutzen, könnte auf eine seit Jahrzehnten zu beobachtende Entwicklung antworten, schätzt Ceming. Im Gegensatz zur heutigen Zeit sei Stress nämlich für die Menschen vor zwei bis drei Generationen noch kein Thema gewesen. Auch damals habe man zwar hart gearbeitet, das Gefühl von Stress in modernen Arbeitsmodellen entstehe aber vor allem durch die starke Fremdbestimmung. „Es kommt zum Phänomen der Zeitverdichtung und infolgedessen natürlich der gegenteilige Wunsch nach Entschleunigung.“

Klosterleben als Auszeitmodell

Dass der Studientag in Benediktbeuern stattfand, passt, findet die Referentin. Das Klosterleben sei beispielhaft für diverse Auszeitmodelle. Die klassische Form eines monastischen Lebens biete mit klaren Routinen und Strukturen viel Zeit der Stille und des Innehaltens. „Das ist genau die Entschleunigung, die sich manche Menschen wünschen.“

Robert Hintereder sieht den Auftrag des Erzbistums nun auch darin, regionale seelsorgliche Angebote für den Tourismus zu erschließen. Gerade in einer Zeit, in der viele Menschen ihre eigenen Wege suchen, sei es die Aufgabe der Kirche, hierfür einen Rahmen zu schaffen. Zugleich ist es für die Erzdiözese auch eine Chance, Menschen einen niederschwelligen Zugang zur Spiritualität zu ermöglichen.