Familiensynode

Spekulationen über das Schreiben von Papst Franziskus

Die Erwartungen an das Schreiben von Franziskus zur Familiensynode sind hoch. Manche Katholiken hoffen auf ein klärendes Wort zu strittigen Fragen der kirchlichen Morallehre. Doch erste Signale dämpfen diese Erwartungen.

 

Am 8. April veröffentlicht Papst Franziskus sein Schreiben zur Familiensynode. (Bild: imago) © imago

Vatikanstadt - Es hat lange gedauert. Nun ist es soweit: Nach einer weltweiten Umfrage unter Katholiken, zwei Bischofssynoden und einer zweieinhalbjährigen heftigen Debatte äußert sich Papst Franziskus selbst zum Thema Ehe und Familie. Am Freitag erscheint sein Schreiben zur Ordentlichen Bischofssynode über Ehe und Familie im Oktober 2015. Die Erwartungen an den Text sind hoch. Viele Katholiken erhoffen sich ein klärendes Wort des Papstes zu strittigen Themen wie dem kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder Homosexuellen.

Spricht der Papst ein Machtwort?

Offiziell bekannt ist bislang allerdings nur der Titel des sogenannten nachsynodalen Schreibens: "Amoris laetitia", zu Deutsch "Freude der Liebe". Und der Untertitel: über die Liebe in der Familie. Auch in italienischen Medien sind bislang - anders als im Fall der Umweltenzyklika des Papstes - keine weiteren Details durchgesickert. Das nährt Spekulationen. Spricht der Papst ein Machtwort? Macht er sich zum Anwalt der Reformer? Lässt er wiederverheiratete Geschiedene im Einzelfall zur Kommunion zu? Oder berufen sich jene, die Veränderungen in der kirchlichen Morallehre fordern, möglicherweise zu Unrecht auf Franziskus?

Spielraum für Interpretationen

Wer sich in diesen Tagen im Vatikan umhört, bekommt zu hören, man sollte nicht mit definitiven Entscheidungen in konkreten Streitfragen rechnen. Der Text sei allgemeiner gehalten und lasse einigen Interpretationsspielraum. Dem Vernehmen nach soll das Schreiben 200 Seiten lang sein. Bereits sein Titel lässt erahnen, dass es dem Papst wohl vor allem darum gehen dürfte, für Ehe und Familie zu werben.

Übersetzer arbeiten im Vatikan unterdessen noch am letzten Schliff der Textfassungen in den verschiedenen Sprachen. Eifrig spekulieren Beobachter derweil über die Ghostwriter. Der von der Bischofssynode gewählte Synodenrat, der dem Papst eigentlich bei der Erstellung des Schreibens helfen und ihn beraten soll, hat kein einziges Mal getagt. Franziskus bediente sich offenbar einmal mehr auswärtiger Expertise. Wie stets, wenn es um größere Dokumente des Papstes geht, fällt vor allem der Namen von Erzbischof Victor Manuel Fernandez. Der Rektor der Päpstlichen katholischen Universität von Argentinien gilt als engster theologischer Berater des Papstes.

Kardinal Christoph Schönborn stellt Papstschreiben vor

Franziskus muss nicht bei Null anfangen. Ihm lag das Abschlusspapier der Synode vom Oktober vor. Daran ist er zwar nicht gebunden. Aber wie jeder Papst ist er gut beraten, den Willen seiner Bischöfe nicht ganz außer Acht zu lassen. Im Abschlusspapier hatten sich die Bischöfe dafür ausgesprochen, dem Seelsorger im konkreten Einzelfall mehr Spielraum im Umgang mit Gläubigen zu geben, deren Leben nicht der kirchlichen Morallehre entspricht. Im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen legt das Schreiben die letzte Entscheidung in die Hände des Beichtvaters und des Gewissens der Betroffenen. Die deutschsprachigen Synodenteilnehmer hatten die theologische Vorarbeit dazu geleistet.

Maßgeblichen Anteil daran hatte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Er wird das päpstliche Schreiben kommenden Freitag im Vatikan gemeinsam mit Kardinal Lorenzo Baldisseri, dem Generalsekretär der Bischofssynode, vorstellen. Der US-amerikanische Vatikan-Kenner John Allen wertete die Wahl Schönborns als möglichen Fingerzeig dafür, dass Franziskus in seinem Schreiben für die Reformer Partei ergreife. Doch das bleibt einstweilen Spekulation.

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Amoris laetitia