Legende

Sieben Brüder gaben dem Siebenschläfertag seinen Namen

Der Siebenschläfertag am 27. Juni hat nur wenig mit gemütlichem Ausschlafen zu tun. Er geht auf sieben Heilige zurück, die ganze 200 Jahre geschlafen haben sollen.

Eine Bauernregel zum Siebenschläfer besagt, dass das Wetter so wie es an diesem Tag ist, auch weitere sieben Wochen sein wird. © magann - stock.adobe.com

Der Siebenschläfer, mit bis zu 30 Zentimetern Körperlänge die größte einheimische Schlafmaus, hält oft sieben Monate Winterschlaf - und mehr. Wovon mancher Morgenmuffel nur träumen kann, das weckt bei den "echten", den heiligen Siebenschläfern nur ein müdes Lächeln: Knapp 200 Jahre, so die Legende, hatten sie geschlafen, ehe sie den Bewohnern der kleinasiatischen Stadt Ephesus im fünften Jahrhundert Zeugnis für die Auferstehung der Toten ablegten. Sie gaben dem Siebenschläfertag, der am Montag begangen wird, den Namen. Was aber macht sieben junge Männer, die ihr ganzes Leben verschlafen, zu Heiligen?

So soll es gewesen sein: Während der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Decius Mitte des dritten Jahrhunderts verweigern die sieben Brüder, die getauft waren, das geforderte Götteropfer und verstecken sich in einer Höhle. Von den Kaiserlichen bei lebendigem Leibe eingemauert, beten sie um Schutz - und schlafen ein. Als 193 Jahre später - das Christentum ist längst Staatsreligion - nahe der Höhle ein Viehstall errichtet wird, werden auch die Steine verwendet, mit denen die Schläfer eingesperrt worden waren. Darauf erwachen sie und glauben, nur eine Nacht geschlafen zu haben. Einer von ihnen, Malchus, geht zum Einkaufen in die Stadt. Als er mit 200 Jahre alten Münzen bezahlen will, wird er aufgegriffen und dem Bischof vorgeführt.

Zeichen der Auferstehung der Toten

Er erzählt seine Geschichte und ist verwundert, dass sich überall das Zeichen des Kreuzes finden. Auch Kaiser Theodosios II. überzeugt sich laut Legende von der Wahrheit der Geschichte und dankt Gott für dieses Zeichen der Auferstehung der Toten. Es kommt wohl gerade zur rechten Zeit, denn inzwischen gibt es viele "Irrlehrer", die die leibliche Auferstehung Christi leugnen. Kurz danach entschlafen die 200-jährigen Jünglinge - endgültig.

Die Siebenschläferlegende fand rasch Verbreitung, im Abendland wie im Orient. In abgewandelter Form ist sie auch in den Koran eingegangen. In der 18., der sogenannten "Höhlen"-Sure, allerdings durften die sieben Männer sogar 309 Jahre in ihrer Höhle schlafen. Jeden Freitag werden die ursprünglich christlichen Märtyrer in allen Moscheen der Welt verehrt.

Kirche zu den "Heiligen Siebenschläfern" in Passau

Vor allem in der Kreuzzugs- und der Barockzeit war der Siebenschläferkult im Abendland beliebt. Trotzdem gibt es in ganz Europa nur drei Kirchen zu den "Heiligen Siebenschläfern", zwei davon in Bayern. Im niederbayrischen Rotthof südlich von Passau findet sich die wohl schönste plastische Darstellung der sieben Patrone gegen die Schlaflosigkeit. Das bretonische Le Vieux Marche bei Plouaret (breton.: Ar C'houerc'had) ist sogar Ziel gemeinsamer Wallfahrten von Muslimen und Christen. Die meisten Pilger beider Religionen aber besuchen den vermeintlichen Ort des Geschehens selbst, den erst 1926 "wiederentdeckten" Bestattungsort der Siebenschläfer bei Ephesus.

Hätte Kaiser Theodosios die sieben braven Kleinasiaten auch zum westeuropäischen Wetter befragt, sie hätten wohl nur mit den Schultern gezuckt. Dennoch: Der Siebenschläfertag fällt auf den 27. Juni und wurde früher vor allem von der bäuerlichen Bevölkerung mit Argwohn beobachtet. So wie das Wetter an diesem Tag ist, so die Bauernregel, so wird es auch weitere sieben Wochen sein.

Wetter am Siebenschläfertag dient der Sommerprognose

Allerdings: Der 27. Juni ist nicht der eigentliche Siebenschläfertag, weil nach der Kalenderreform von 1582 genau zehn Tage gestrichen wurden, so dass der Zeitpunkt, auf den sich die Regel bezieht, eigentlich auf den 7. Juli fällt. Daher nehmen die Meteorologen häufig den Zeitraum der ersten Juli-Tage, um das voraussichtliche Sommerwetter etwas genauer zu prognostizieren. Erfahrungsgemäß stabilisiert sich dann die Großwetterlage über Mitteleuropa. (kna)