Schicksal unter der Stalinherrschaft

Sasha Filipenko: Rote Kreuze

Ein bewegender Roman über ein Schicksal im Russland des 20. Jahrhunderts und eine sensibel erzählte Freundschaftsgeschichte zwischen zwei Generationen.

© © Lukas Lienhard / Diogenes Verlag

Alexander, Fußballschiedsrichter und alleinerziehender Vater, hat endlich eine Wohnung in Minsk gefunden. Eigentlich ist er todmüde und will nur noch schlafen, als die Tür der Nachbarwohnung aufgeht und die 90jährige Tatjana Alexejewna ihn in ein Gespräch verwickelt. Unverblümt gibt sie zu, an Alzheimer erkrankt zu sein und drängt Alexander förmlich auf, ihm ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Dieser versucht höflich, dem zu entkommen, denn sein eigenes Leben ist kompliziert genug. Sein Widerstand ist jedoch vollends zwecklos.  Und irgendwie geht von Tatjana auch eine unbezwingbare Faszination aus. Alexander beginnt, ihr zuzuhören.

Über Tage und Wochen erfährt er nun häppchenweise, was ihr seit dem Zweiten Weltkrieg widerfahren ist. Tatjana genoss in dieser Zeit zuerst einige Privilegien und dank ihrer Fremdsprachenkenntnisse hatte sie eine Stellung im Kriegsministerium. Hier musste sie unter anderem viele Briefe des Roten Kreuzes übersetzen. Anfragen und Auflistungen mit Kriegsgefangenen, die allerdings niemals gelesen oder beantwortet wurden, denn wer sich gefangen nehmen ließ, galt unter Stalin als Verräter. Eines Tages entdeckt sie den Namen ihres Ehemannes auf einer Liste und trifft eine Entscheidung, die ihr schließlich 8 Jahre Straflager und die dauerhafte Trennung von ihrer Tochter einbringen.


Buchtipp

Sasha Filipenko: Rote Kreuze

Diogenes, 288 S.

22 € inkl. MwSt.

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