Abgesagte Umzüge

Sankt Martin to go

Die Stadt München hat alle Umzüge verboten – Sankt Martin findet aber trotzdem den Weg von den Pfarreien in die Familien.

In München wurden alle Martinsumzüge abgesagt. © imago images / imagebroker

München – Laternenumzüge mit vielen Kindern, Gesang, Musik und hinterher gemeinsam um das Martinsfeuer stehend die Martinsgänse teilen: Lange vor dem Fest war klar, dass es dieses Jahr am 11. November, dem Namenstag des Heiligen Martin von Tours, wegen Corona anders ablaufen würde als sonst. Viele Pfarreien im Erzbistum München und Freising wie der Pfarrverband St. Clemens-St. Vinzent in Neuhausen überlegten sich deshalb schon frühzeitig Alternativen. Dort sollte statt eines großen Umzugs der ganzen Gemeinde nur der Heilige Martin begleitet von einer kleinen Entourage durch das Pfarrgebiet ziehen und die Menschen so an ihren Fenstern besuchen. „Wir wollten in jedem Fall verhindern, dass Sankt Martin für die Kinder ausfällt“, sagt Pastoralreferent Konstantin Bischoff, der sich die Aktion ausgedacht hat.

Eine Riesenenttäuschung

Um die Gemeindemitglieder vor möglichen Infektionen zu schützen, sollten sie daheim auf den Heiligen Martin warten und ihre Laternen in die Fenster hängen. Eine Woche vor dem Fest hat das Kreisverwaltungsreferat (KVR) die Genehmigung dieser Veranstaltung aber zurückgezogen. „Das KVR der Landeshauptstadt München wird keine Ausnahmegenehmigungen erteilen. Damit fallen alle Martinsumzüge dieses Jahr ausnahmslos aus“, teilte die Behörde mit Verweis auf die Bayerische Infektionsschutzmaßnahmeverordnung mit. Für Bischoff eine Riesenenttäuschung: „Wir hatten versucht, die hoffnungsvolle Botschaft des Martinsfestes so zu feiern, dass diese Hoffnung trotz allem infektiologisch sicher ankommen kann und dass das gerade nicht gesehen wird, ist natürlich sehr schade.“

Sankt Martin soll aber trotzdem nicht ausfallen. Der Pfarrverband von Konstantin Bischoff bietet deshalb auf seiner Homepage Materialien an, mit denen man das Martinsfest daheim mit der Familie feiern kann. Im Pfarrverband Geisenhausen bei Landshut gibt es ein solches Sankt-Martin- Starter-Pack auch analog, sagt Pastoralreferentin Rosemarie Bär-Betz: „Wir haben uns die Aktion >St. Martin to go< überlegt, bei der wir Tüten an die Familien verteilen, in denen sie Anregungen finden, um den Martinsabend zu gestalten.“ Dafür gibt es ein Heftchen mit der Martinserzählung, ein Rezept für selbstgebackene Rosinensemmeln, ein Martinslied und eine Postkarte. „Das ist die kleine Aufgabe für die Kinder, jemandem einen Martinsgruß zukommen zu lassen“, sagt Bär Betz. Auch in der Pfarrei St. Joseph in der Münchner Maxvorstadt sollen in der ganzen Woche rund um den 11. November solche „Martinswundertüten“ verteilt werden.

Ganz im ursprünglichen Sinne von Sankt Martin

Wenn schon nicht die Semmeln und die Gemeinschaft geteilt werden können, soll wenigstens der Gedanke des Martinsfestes geteilt werden. Pfarrer Arkadius Czempik von der Pfarrei St. Florian in München-Riem hat da gerade Senioren im Blick: „Wir gehen mit einer kleinen Gruppe aus einzelnen Familien vor ein Altenheim, um dort mit den Bewohnern zu singen und zu beten.“ Wegen der Infektionsschutzauflagen wird diese Aktion zwar mit dem nötigen Abstand stattfinden und natürlich nicht so spektakulär sein wie ein großer Umzug, „aber das ist eigentlich auch sehr im ursprünglichen Sinne von St. Martin, der seinen Mantel auch an den Bettler gegeben hat, ohne dass das jeder mitbekommen hätte.“

Aller Widrigkeiten zum Trotz soll St. Martin auch in diesem Jahr nicht ausfallen. Ob wirklich alle alternativen Ideen dann auch angesichts der steigenden Coronazahlen umgesetzt werden können, bleibt zwar offen, aber auch gescheiterte Pläne transportieren eine Botschaft, sagt Konstantin Bischoff aus Neuhausen: „Wir sind auch in dieser Pandemie nicht alleine und auch wenn nicht alle klappt, zeigt dass doch, dass die Kirche lebt, kreativ ist und Ideen hat – selbst wenn sie manchmal nicht funktionieren.“

Der heilige Martin von Tours


Der heilige Martin von Tours ist durch seine Solidarität mit den Armen und Schwachen bis heute ein Vorbild. Der Legende nach teilte der vormalige Soldat mit seinem Schwert seinen Mantel, um einem frierenden Bettler zu helfen. In der folgenden Nacht soll ihm Christus im Traum erschienen sein. In das zerschnittene Kleidungsstück gehüllt soll er gesagt haben: "Martinus hat mich mit diesem Mantel bekleidet."

 

Nachdem Martin die Armee verlassen hatte, lebte und wirkte er unter anderem in der Gegend von Poitiers. Um 372 wurde er von Volk und Klerus zum Bischof von Tours, der Nachbardiözese von Poitiers, gewählt. Der Überlieferung nach wollte er das Amt zunächst nicht annehmen, da er sich nicht würdig genug dafür fühlte, und versteckte sich in einem Gänsestall, wo ihn die schnatternden Vögel verrieten. Martin blieb fast 30 Jahre lang Bischof und kümmerte sich insbesondere um die Armen und um die Verkündigung des Evangeliums. (kna)

Der Redakteur und Moderator
Korbinian Bauer
Münchner Kirchenradio
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