München – Auf die Frage, warum er ausgerechnet in München Urlaubsvertretungen übernimmt, antwortet Martin McKeever mit britischer Nüchternheit: „Ehrlich gesagt, weil es in Rom so heiß ist im Sommer.“ Außerdem will er sein Deutsch pflegen, das er als Professor der Moraltheologie für sein Fach gut gebrauchen kann. Und dann kennt er einfach befreundete Priester in der bayerischen Landeshauptstadt. Der 58-jährige Redemptoristenpater könnte auch woanders seinen Urlaub verbringen, „aber warum sollte ich, wenn´s mir hier gut gefällt.“ Er habe in München seine Ruhe und wenn keine Beerdigung im Kalender steht, „kann ich mehrere Stunden am Stück schreiben oder lesen“. Der aus Belfast stammende Martin McKeever ist auch im Urlaub fleißig, weil er dabei vor allem Fachliteratur studiert und an seinen Vorlesungen und Veröffentlichungen arbeitet. Morgens und abends hält er Gottesdienste – drei Wochen lang im Pfarrverband Obergiesing, drei Wochen lang in Altperlach. Auch für Beichten und Seelsorgegespräche stellt er sich gerne zur Verfügung, aber da bemerkt er einen großen Unterschied. „In München habe ich in 20 Jahren nicht so viel Beichten gehört, wie in Italien an einem Tag.“ Dort sitzt er in einer Pfarrei drei Mal im Jahr an jeweils drei Tagen rund um die Uhr im Beichtstuhl und spendet das Bußsakrament. „Die Italiener machen das gut und mögen die persönliche Begegnung, die mit der Beichte verbunden ist. Sie sagen, das bringt ihnen sehr viel.“
Deutsche Disziplin auch in der Messe
Dass die Katholiken in Deutschland das kaum noch kennen, findet er ein bisschen traurig, erzählt McKeever im Hof des Pfarramts von Königin des Friedens. In der Kirche wird er gleich eine Messe halten, auf die er sich schon freut. Denn das wiederum gefällt ihm an Deutschland und München sehr gut: „Die große Ernsthaftigkeit, Ordnung und Sorgfalt in der Liturgie.“ Dass die Lieder vorbereitet sind und sogar oft ein Organist spielt, die Minstranten und Lektoren zuverlässig kommen. „In Italien und auch in Nordirland ist das schon anders, spontaner“, schmunzelt der Ordensgeistliche. Ihm macht das deutlich, „jeder Glaube ist in eine Kultur eingebettet. Es ist der einzige Gott, selbstverständlich, aber weil die Menschen anders sind, erleben sie ihn anders und feiern ihn auch anders.“ Das erlebt er auch an seinen Lieblingsorten, die er von seinem Feriendomizil aus am liebsten aufsucht: „Das ist vielleicht makaber, aber die Friedhöfe – das ist für mich München.“ Fast jeden Tag spaziert er durch den Neuen Südfriedhof, mit dem Brevier in der Hand, um dort zu beten. Die Stille, die parkartige Natur, die gepflegten Gräber – das baut eine Atmosphäre auf, die er so nur aus der bayerischen Landeshauptstadt kennt: „In Rom oder Irland würde ich nie auf einem Friedhof spazierengehen, das ist eine ganz andere Sache.“