Kardinal Reinhard Marx

"Reduzierung der Flüchtlingszahl"

Kardinal Marx hat sich für eine Reduzierung der Flüchtlingszahlen ausgesprochen, sagt aber auch, dass das Ausmaß der Fremdenfeindlichkeit ihn schockiere.

Kardinal Reinhard Marx berfürwortet eine Reduzierung der Flüchtlingszahlen (Bild: kna) © kna

Passau - Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, spricht sich für ein Eindämmen der Flüchtlingszahlen aus. "Auch als Kirche sagen wir: Wir brauchen eine Reduzierung der Flüchtlingszahlen", erklärte Marx der "Passauer Neuen Presse" (Samstag). Zugleich lehnte er eine Beschränkung des deutschen Asylrechts ab.

Politik müsse "immer auf das Mögliche ausgerichtet sein", so der Münchner Erzbischof. Deutschland könne nicht "alle Notleidenden der Welt aufnehmen". Gleichzeitig betonte der Kardinal: "Barmherzigkeit kennt keine Grenze. Genauso wenig, wie es für unser Asylrecht eine Beschränkung nach oben gibt."

Jeder, der europäischen Boden betrete, müsse anständig behandelt werden und ein faires Verfahren erhalten, sagte Marx, der auch Vorsitzender der EU-Bischofskommission COMECE ist. "Die Grenze Europas darf keine Grenze des Todes sein.

"Eine Reduzierung der Flüchtlingszahlen könne nicht erst dann gelingen, "wenn die Menschen an unseren Grenzen stehen", führte Marx aus. Es gelte, stärker in den Heimat- und Nachbarländern der Flüchtenden zu helfen. "Das reiche Europa trägt eine hohe Last, Deutschland besonders - keine Frage", räumte der Kardinal ein. Aber im Vergleich zu Ländern in den Krisenregionen Afrikas und des Nahen Osten sei diese Last "viel geringer".

Scharf kritisierte Marx die Haltung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) in der Flüchtlingskrise. "Überlegungen, an den Grenzen auf wehrlose Flüchtlinge zu schießen, sind inakzeptabel und menschenfeindlich", so der Kardinal. Und weiter: "Parteien, die so etwas äußern, sind keine Alternative für Deutschland.

"Das Ausmaß der Fremdenfeindlichkeit hierzulande erschrecke ihn, so Marx. Es habe in Deutschland immer ein "gewisses Potenzial an Rechtsextremismus und auch Rassismus" gegeben. Diese Ideologie habe sich "offenbar weiter verfestigt". Der Kirchenvertreter beklagte in diesem Zusammenhang eine "Verrohung" der Sprache. "Wir erleben Hetze gegen Fremde, bis in bürgerliche Kreise hinein", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. "Der Firnis der Zivilisation ist offenbar doch nicht so dick wie immer gedacht."

Marx äußerte "höchsten Respekt" für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und für "ihren Mut und ihre Bereitschaft, in dieser schwierigen Situation Verantwortung zu übernehmen". Merkel handele "nicht blauäugig, sondern durchdacht". Der Kardinal: "Politik bedeutet eben, nicht nur einfach Stimmungen zu folgen, sondern Zielen und Prinzipien."Merkel bekräftigte am Samstag in einem Video-Podcast, dass der Schutz der Außengrenzen essenziell sei für den Erhalt des Schengen-Raums. Im Augenblick gelinge der Schutz der Außengrenzen "dort, wo wir Wassergrenzen haben, eben nicht sehr gut", sagte Merkel. Daher setze sie sich dafür ein, mit der Türkei eine Lösung zu finden. Und das bedeute, dass man bereit sein müsse, legale Kontingente an Flüchtlingen aufzunehmen, wenn man illegalen Menschenhandel unterbinden wolle. (kna)