Spiele der Gegensätze

Olympia-Seelsorger zieht Bilanz

Eigentlich ist er Lehrer. In den vergangenen zwei Wochen war Diakon Rolf Faymonville jedoch als Seelsorger bei den Olympischen Spielen in Rio de Jainero. Mit Jetlag, einer dicken Erkältung, aber auch vielen unvergesslichen Eindrücken ist er jetzt zurück in Deutschland.

Abschlussfeier in Rio de Janeiro: Die nächsten Olympischen Spiele finden in Tokyo statt. (Bild: imago) © imago

Rio de Janeoiro – Die Olympischen Spiele in Rio waren geprägt von Gegensätzen. Ähnlich empfindet das auch Diakon Rolf Faymonville, wenn er auf die vergangenen zwei Wochen zurückblickt. Sportlich lagen Enttäuschung und Euphorie nah beieinander, aber auch, was die sozialen Fragen angeht, war der Kontrast zwischen Arm und Reich so groß wie selten zuvor, so Diakon Faymonville: „Die Lebenswirklichkeit der Olympia-Teilnehmer hat sich völlig vom Alltag der einheimischen Bevölkerung unterschieden.“ Davon hat er sich nicht zuletzt selbst ein Bild gemacht, als er eine Favela besucht hat. „Dort leben die Menschen unter Bedingungen – das kann man sich kaum vorstellen. Abends stand dann ein Botschafterempfang auf dem Programm.“ Auch die Athleten habe dieser eklatante Kontrast sehr berührt, verrät der Seelsorger.

Überschattet wurden die Spiele auch vom Unfalltod des Kanu-Trainers Stephan Henze. „Das war natürlich für uns alle ein großer Schock.“ Diakon Faymonville und sein evangelischer Kollege haben in dieser Situation vor allem diejenigen unterstützt, die sich direkt um die Angehörigen gekümmert haben, und viele Gespräche mit den Sportler und Trainern über das Unglück geführt. „Es war eine große Betroffenheit spürbar“, so Faymonville. „Wir haben alle zusammen eine sehr würdige Gedenkfeier am Gedenkstein für die verstorbenen Athleten gestaltet. Das war eine besonders intensive Erfahrung“, so der Diakon.

Olympia-Seelsorger Diakon Rolf Faymonville. (Bild: KNA)
Olympia-Seelsorger Diakon Rolf Faymonville. (Bild: KNA)

Freud und Leid

Mit persönlichen Gesprächen oder Gebetsimpulsen hat Faymonville den Sportlern nicht nur dabei geholfen, mit den schlimmen Erlebnissen während der Olympischen Spiele umzugehen. Besonders bewegend fand er das Anliegen eines Olympia-Teilnehmers, der ihn einen Tag vor dessen Wettkampf um Gottes Segen gebeten hatte. „Das war ihm als Rückendeckung sehr wichtig.“ Auch die gute Zusammenarbeit mit seinem evangelischen Kollegen vor Ort gehört zweifelsohne zu den freudigsten Erlebnissen in Rio. „Wir sind fast immer als Zweierteam aufgetreten, mit „Jesus in der Mitte“ – wie die Apostel, die Jesus auch zu zweit ausgesendet hat“, erzählt der Seelsorger.

Rio braucht mehr

Er selbst habe es vor allem genossen, die vielen verschiedenen Sportarten in solch hochwertiger Weise zu erleben und natürlich, die tollen Leistungen, die die Sportler erbracht haben. Manche haben sich „selbst übertroffen. Dann diese Freude zu sehen, das ist schon toll, ebenso die Begeisterung des Publikums in Brasilien.“ Trotz der guten Stimmung bleibe aber eines klar: „Rio braucht etwas anderes und vor allem mehr als Olympia“. Den Appell, einen Beitrag zu einer positiven Entwicklung zu leisten, richtet Faymonville an die ganze Welt. (KNA/ly)