Umgestaltung in Münchner Jesuitenkirche

Neue Mitte in Sankt Michael

Mit dem Christus-Corpus von Giambologna besitzt die Michaelskirche in der Münchner Fußgängerzone ein einzigartiges Kunstwerk. Fast 200 Jahre lang stand es unauffällig an der Ostwand des Querschiffs. Jetzt soll die lebensgroße Bronzeskulptur den Kirchenraum neu prägen, wie die Bildsimulation zeigt.

Simulation der Kreuzaufstellung in Sankt Michael (Bild: Sankt Michael/3D-WAY - architectural graphics) © Sankt Michael/3D-WAY - architectural graphics

München – Sieben Meter ist das Stahlkreuz hoch, an dem die Christusfigur von Giovanni Giambologna befestigt sein soll. Es wird mitten in der Kirche stehen, in der zentralen Achse des Raumes, direkt vor den Altarstufen. Wie Kirchenrektor Karl Kern den Münchner Kirchennachrichten mitteilte, soll das Kreuz und die dazu gehörige lebensgroße Figur der Maria von Magdala Anfang März fertig montiert sein. Derzeit laufen die Vorbereitungen, um das Kruzifix zu verankern. Laut Vorschrift muss es erdbebensicher stehen. Nach einer langen Planungsphase und verschiedenen Simulationen haben die staatlichen und kirchlichen Behörden die Aufstellung zunächst für drei Jahre genehmigt, so Kern. Die Sicht der Gottesdienstbesucher auf den Altar werde nicht beeinträchtigt.

Die Kosten betragen nach Angaben des Kirchenrektors zwischen 70 000 und 80 000 Euro, die von Sponsoren aufgebracht werden. Natürlich sei es ihm ein Anliegen, das Kunstwerk zugänglicher zu machen, erklärt Kern: „Um die Gesichtszüge der Maria von Magdala zu erkennen, musste man bisher regelrecht den Kopf gegen die Ostwand pressen.“ Stärker seien jedoch die theologischen und historischen Gründe für diesen Eingriff in das Raumgefüge der Kirche. Bis 1830 stand die Skulpturengruppe schon einmal an dieser Stelle. Dann ließ es der berühmte Architekt Leo von Klenze bei einem Umbau an die Ostwand des Querschiffs stellen.

Kontroverse Debatten erwartet

Für Kern wurde damit das Zentrum „der christologischen Achse“ herausgebrochen: Unter der Empore befindet sich bis heute eine Figur des Jesusknaben und im oberen Teil des Hochaltars eine Darstellung mit Christus als Erlöser. Dass dazwischen ein Kreuz steht, „gehört zur Theologie dieses Raumes“, so der Jesuitenpater. Die am Fuß des Kreuzes knieende Maria von Magdala die mit tränenerfüllten Augen zu Christus aufblickt, symbolisiere zudem die Sehnsucht der Gläubigen, Gott nahe zu sein: „Dadurch wird eigentlich deutlich warum dieser Raum gebaut wurde, es geht um die Beziehung zu Christus.“ Pater Kern erwartet durchaus kontroverse Debatten, wenn das Kreuz wieder an seinem historischen Ort steht, ist von der Neugestaltung aber fest überzeugt: „Ich glaube wir geben dieser Kirche zurück, was in ihr Zentrum gehört.“ (alb)