Rom/München – Mit seinem jüngsten Motu Proprio „Traditionis custodis“ (Hüter der Tradition) hat sich Papst Franziskus jüngst zu Messfeiern im alten Ritus geäußert. Laut diesem Erlass ist der ordentliche, von Paul VI. und Johannes Paul II. erlaubte Messritus die „einzige Ausdrucksweise“ des Römischen Ritus. Der von Benedikt XVI. 2007 in größerem Umfang erlaubte außerordentliche Ritus darf nur noch unter engeren Auflagen gefeiert werden. So darf nur der Ortsbischof für seine Diözese den Gebrauch des von Papst Johannes XXIII. 1962 veröffentlichten Messbuchs gestatten. Nicht gestattet ist die Feier nach altem Ritus in normalen Pfarrkirchen, auch dürfen dafür keine eigenen Personalgemeinden gebildet werden.
Die Gefahr von Spaltung
In einem Begleitbrief an die Bischöfe, so meldete die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA), begründet Franziskus seine Entscheidung damit, dass insbesondere die von Benedikt XVI. 2007 erhoffte Versöhnung und größere Einheit in der Kirche nicht eingetreten seien. Eine 2020 erfolgte Umfrage zum außerordentlichen Ritus unter Bischöfen zeige dies. Die von Benedikt XVI. angebotene Erleichterung, so Franziskus, „wurde ausgenutzt, um Klüfte zu vergrößern, Divergenzen zu verstärken und Unstimmigkeiten zu fördern, die die Kirche verletzen“ und sie der Gefahr der Spaltung aussetzten. Was die Bischöfe auf die Umfrage genau geantwortet haben, wurde nicht veröffentlicht. Auch die Tatsache der Umfrage wurde nie offiziell kommuniziert.
Münchner Messen im außerordentlichen Ritus
Wir haben in der Münchner Pfarrei St. Peter nachgefragt, wo in einer Nebenkirche Messfeiern im alten Ritus angeboten werden. Normalerweise finden diese Gottesdienste in der Damenstiftskirche statt, die jedoch gerade renoviert wird. Deshalb werden Messen im außerordentlichen Ritus aktuell in der Allerheiligenkirche am Kreuz gefeiert. Die Zelebranten gehören der Petrusbruderschaft an, eine Gesellschaft päpstlichen Rechts, die in München im Auftrag des Erzbischofs in der Seelsorge wirkt. Sie bietet drei Sonntagsmessen und eine tägliche Werktagsmesse im außerordentlichen Ritus an. Nach Angaben von Pfarrer Daniel Lerch werden die Werktagsmessen von jeweils 20 bis 30 Gläubigen besucht. Zu den drei Sonntagsmessen kommen insgesamt rund 150 Gläubige.
Lerch erkennt keine Probleme
„Sowohl mit den Petrusbrüdern als auch mit den Gläubigen, die die Messe im außerordentlichen Ritus besuchen, leben wir in einem guten Einvernehmen“, erklärt Lerch. „Die Gläubigen besuchen auch immer wieder unsere Gottesdienste und sie sind in unsere Gemeinde integriert.“ Die von Papst Franziskus getroffene Analyse mit Tendenzen einer Spaltung könne er nicht bestätigen. „Bei der Messe im außerordentlichen Ritus gibt es bei uns keinerlei Probleme“, ergänzt Lerch, der früher Diözesanjugendpfarrer war. Das Motu Proprio lasse aus seiner Sicht in der praktischen Umsetzung durchaus Fragen offen und Präzisierungen seien wünschenswert, betont er. (Gabriele Riffert)