Veranstaltung von Bildungswerk und KEB

Synodalität aus Sicht der Ost- und Westkirche

Das Thema Synodalität ist aktuell in Kirchenkreisen vieldiskutiert. Ein Blick aus ost- und westkirchlicher Sicht auf das Thema ergab sich im Rahmen einer Veranstaltung bei der rumänischen griechisch-katholischen Gemeinde in München.

Vor der prachtvollen Ikonostase der Kirche St. Elisabeth: Pfarrer Ioan-Irineu Farcas, Priesterratsvorsitzender Pfarrer Michael Bartmann und Hannes Bräutigam © Riffert

München – Die Kirche St. Elisabeth der rumänischen griechisch-katholischen Gemeinde in der Münchner Mathildenstraße 10 besitzt eine prächtige Ikonostase. Diese Abtrennung zwischen allgemein zugänglicher Kirche und dem Allerheiligsten dahinter zeigt Ikonen und goldenen Glanz. Wer das sieht, ist beeindruckt.

Die Gemeinde feiert denselben Ritus wie die orthodoxen Christen. Ihre Priester tragen dieselben Gewänder wie die orthodoxen Geistlichen, und sie dürfen wie diese auch heiraten. Doch die rumänische griechisch-katholische Kirche ist mit Rom uniert und erkennt den Papst als Kirchenoberhaupt an. Eine gute Voraussetzung dafür, sich aus ost- und westkirchlicher Sicht mit dem Thema Synodalität zu befassen. Das Münchner Bildungswerk und die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) in der Erzdiözese München und Freising haben daher zu ihrer Kooperationsveranstaltung bewusst hierher eingeladen.

Kirche und Macht

Dabei diskutiert von römisch-katholischer Seite Pfarrer Michael Bartmann, der Sprecher des Priesterrats der Erzdiözese ist. Seitens der Gastgeber bringt sich Pfarrer Ioan-Irineu Farcas ein. Bartmann legt die synodalen Strukturen in der Erzdiözese vom Pfarrgemeinderat bis hin zum Diözesanrat dar. Er gehört auch zu den Delegierten des Synodalen Weges, die sich in Frankfurt treffen. Ihn bewegt die Frage, welche weiteren synodalen Möglichkeiten es später in der römisch-katholischen Kirche hierzulande geben könne: „Welche Möglichkeiten finden wir, dass die Laien bei Bischofsernennungen mitbestimmen können? Und welche Macht erhalten die Frauen in der Kirche?“, fragt Bartmann. Hier in der Erzdiözese seien bereits Frauen in Führungspositionen, aber vielfach sei das in den Diözesen in Deutschland noch ein Desiderat.

Engel zelebrieren bei Eucharistie mit

Pfarrer Farcas kann sich nicht recht mit dem Begriff „Macht“ anfreunden. Ihm ist es wichtig, dass Priester und Bischöfe „nicht über der Kirche stehen, sondern ihre Mitglieder sind“. Allerdings gebe es eine Hierarchie, denn letztlich erwähle Gott selbst seine Diener. Dann legt er dar, dass ostkirchlich Glaubende beim Begriff Kirche weniger an Verwaltungsvorschriften denken, sondern dass die Kirche eine starke transzendente Seite besitze. So seien die Gläubigen beispielsweise davon überzeugt, dass die Eucharistie nicht nur vom Priester zelebriert werde, sondern dass Engel sie mitzelebrieren. Spätestens hier wird klar, dass die Ostkirchen mystischer denken und fühlen – sofern sich pauschale Einordnungen überhaupt so einfach vornehmen lassen. Zurück zum Thema Synodalität: Pfarrer Farcas erklärt, dass es auch in den Ostkirchen synodale Strukturen auf den unterschiedlichen Ebenen gebe. In Synoden werde versucht, bei Streitfragen die Einheit zu wahren. „Das ist für uns wichtiger, als recht zu haben“, berichtet der Geistliche.

Zweite Ehe bei den Ostkirchen

Dann geht es um den Themenkomplex Ehe, Partnerschaft und Wiederverheiratung. Die Ostkirchen kennen die sogenannte „zweite Ehe“ nach einer gescheiterten ersten Ehe. Allerdings solle das die Ausnahme sein, denn die erste Ehe werde grundsätzlich nicht „annulliert“. Deshalb gebe es bei einer zweiten (und einer eventuellen dritten) Heirat auch einen anderen Ritus als bei der ersten Trauung. „Die zweite Eheschließung hat einen pönitentiellen Aspekt. Es geht dabei auch um die Anerkennung, dass man durch das Scheitern der ersten Ehe schuldig geworden ist“, erklärt Pfarrer Farcas. Dieses Verständnis hat sich seiner Erfahrung nach bewährt, denn so könnten geschiedene Wiederverheiratete Mitglieder in ihren Kirchengemeinden bleiben. 

Innere Transformation

Menschenfreundliche Lösungen beim Thema Ehe, Partnerschaft und Wiederverheiratung wünscht sich auch Pfarrer Bartmann. Zum Beispiel in Form einer Segnung für Wiederverheiratete oder für homosexuelle Paare. Pfarrer Farcas gibt zum Thema Synodalität grundsätzlich zu bedenken, dass es in seinen Augen ohne innere Transformation der Gläubigen keine echte Reform der Kirche geben könne.

Als die Veranstaltung zu Ende geht, folgen die Anwesenden einer Einladung zum Austausch bei Wein und Häppchen, um einander besser kennenzulernen und dabei über aktuelle Themen zu sprechen. Vielleicht gibt es künftig weitere Begegnungen mit Vertretern der fremdsprachigen Gemeinden in der Erzdiözese. Es könnte sich lohnen. (Gabriele Riffert)