Portrait einer Sozialarbeiterin

Leben mit Flüchtlingen

Flüchtlingszahlen und Aufnahmegrenzen - darüber diskutieren Politiker derzeit kontrovers. Wie aber geht es Flüchtlingen, die schon einige Jahre in Deutschland sind? Franziska Katzameier arbeitet als Sozialarbeiterin in einem Wohnprojekt für ehemalige minderjährige unbegeleitete Flüchtlinge in München.

Franziska Katzamaier hilft den Flüchtlingen (Bild: Regina Jooß) © Regina Jooß

Mit viel Engagement in der Betreuung

Jeden Morgen nimmt die junge Frau mit dem freundlichen Lächeln eine lange Fahrt auf sich – einmal quer durch München. Ihr Ziel ist Lochhausen, wo zwanzig bis dreißig junge Männer (und ein paar Frauen) aus Somalia, Afghanistan, Syrien und Eritrea auf sie warten. Franziska Katzameier ist eine von zwei Sozialarbeiterinnen im Wohnprojekt an der Ziegeleistraße. Seit dem Herbst leben dort, im ehemaligen Ziegeleigebäude und zwei weiteren Häusern, Flüchtlinge, die vor einigen Jahren als minderjährige unbegleitete Flüchtlinge zu uns gekommen sind und die nun hier ein vorübergehendes Zuhause gefunden haben. Meist sind die jungen Männer, für die Lochhausen quasi ihre zweite Station in Deutschland ist, bereits volljährig, stecken aber noch mitten in einer schulischen oder beruflichen Ausbildung. Das kann auch gar nicht anders sein, betont Franziska Katzameier. Denn die Männer mussten in den ersten Jahren nach ihrer Ankunft in Deutschland nicht nur Deutsch lernen und meist auch einen deutschen Schulabschluss machen, sondern sie mussten sich auch ganz ohne ihre Familie in der neuen Umgebung zurechtfinden. Und oft haben Franziska Katzameiers Schützlinge auch noch schwer zu kämpfen mit den teilweise traumatischen Erlebnissen, die sie auf ihrer langen Flucht machen mussten. Aber trotz all dieser persönlichen Schwierigkeiten (oder gerade deswegen?), das betont Franziska Katzameier, sind die jungen Männer hochmotiviert, lernbegierig und offen für alles.

Ohne Hilfe würden viele junge Männer obdachlos

Hochmotiviert und engagiert ist auch Franziska Katzameier selbst. Sie steht hinter ihren Schützlingen und hinter dem Projekt des Amtes für Wohnung und Migration. Ohne solche Einrichtungen, wie die in Lochhausen, würden die jungen Männer, sobald sie zu alt für die Jugendhilfe sind, in Einrichtungen für obdachlose Männer landen. Und wie sollten sie dann Fuß fassen in Deutschland? Die Sprache lernen? Einen Schulabschluss und eine Ausbildung schaffen? Das Thema Migration und Flüchtlinge hat Franziska Katzameier anfangs eher zufällig begleitet auf ihrem beruflichen Weg, erzählt sie. Sie hat zunächst sechs Jahre als Erzieherin in einem Stadtteil mit hohem Migrationsanteil gearbeitet. Die Zusammenarbeit mit den Eltern hat sie dann immer wieder vor kulturelle und sprachliche Herausforderungen gestellt. Im Anschluss an ein Studium der Sozialpädagogik, das sie dann absolviert hat, war ihr klar: Sie wollte in genau diesem Bereich arbeiten. Allerdings hat sie es sich auch gewünscht, Menschen über längere Zeiträume begleiten zu können. In einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge, wo die Menschen nach ein paar Wochen oder Monaten schon wieder fortgehen, hätte sie sich nicht wohlgefühlt. Doch hier, in der Einrichtung für junge Männer, kann sie genau so arbeiten, wie sie sich das gewünscht hat.

Das Leben der Flüchtlinge in Lochhausen

Im Haus gibt es mehrere Wohngruppen, die jungen Männer leben selbständig, aber wenn sie Probleme haben, können sie jederzeit zu Franziska Katzameier, ihrer Kollegin oder den „Pförtnern mit Sonderaufgaben“ kommen. (Die „Pförtner mit Sonderaufgaben“ sind überwiegend Pförtnerinnen. Sie sind abends und nachts für die Sicherheit zuständig und veranstalten diverse Aktionen.) Bei der Frage, wie sich das Leben für die jungen Flüchtlinge speziell in Lochhausen so gestaltet, lächelt Franziska Katzameier wieder. Sie freut sich über die gute Aufnahme in der Nachbarschaft. Und auch von der Pfarrgemeinde St. Michael waren schon einige da und haben Hilfe und Zusammenarbeit angeboten. Da die jungen Männer aus dem Wohnprojekt aber meist den ganzen Tag in der Schule oder der Ausbildung sind, verbringen sie nicht so sehr viel Zeit in Lochhausen. Und noch läuft es ja auch gar nicht so lang, das Projekt an der Ziegeleistraße. Im Frühling aber, da ist ein großes Straßenfest geplant, gemeinsam mit der ganzen Nachbarschaft, dem Kinderhaus Lochhausen und den Vereinen. Darauf freut sich Franziska Katzameier schon. Und ansonsten wünscht sie sich für die Zukunft nur, dass die jungen Flüchtlinge in Lochhausen weiter große Akzeptanz erfahren und eine starke Gemeinschaft kennen lernen. (Regina Jooß)

Artikel aus dem Pfarrbrief 4/2015 des Pfarrverbandes St. Quirin - St. Michael