Meinung
Olympia in Rio de Janeiro

Kommerz verdrängt Sportsgeist

Eine Bewegung des Friedens soll Olympia sein. Doch im Laufe der Jahre wurden die Spiele immer mehr kommerzialisiert. Steht der ursprüngliche Gedanke da noch im Vodergrund? Stefanie Lenk vom katholischen Sportverband DJK im Erzbistum München und Freising beantwortet die Frage.

Stefanie Lenk ist Sportwartin und Anti-Doping-Beauftragte des katholischen Sportverbands DJK, Diözesanverband München und Freising. (Bild: privat) © privat

Olympia – eine Bewegung des Friedens, in deren Mittelpunkt der Mensch steht, ganz gleich welcher Nation, und zwar mit seiner körperlichen Stärke, Willenskraft und seinem schöpferischen Geist. Anfangs waren die Olympischen Spiele nur den Amateursportlern vorbehalten, was sich jedoch in den 1990er Jahren änderte. Doch immer mehr kommt die Frage auf, ob nicht der ursprüngliche Gedanke durch den Kommerz verdrängt wird.

Brasilien steckt in der Krise

So wurden die Spiele 2016 an ein Land vergeben, das in einer großen Regierungs- und Wirtschaftskrise steckt. Die Korruption rund um die Olympiabauten und die Zwangsumsiedlung tausender notleidender Menschen, die Platz für Infrastruktur- und Immobilienprojekte machen müssen, trügen den schönen Schein. Die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich führt zu scheinbar unüberwindbaren Spannungen in der Bevölkerung. Konflikte zwischen Gegnern und Anhängern von Ex-Präsident Lula da Silva führen zu einer Kriminalität, vor der sich manche teilnehmenden Sportverbände durch Bewachung ihrer Unterbringungen schützen wollen.

Fairplay steht nicht im Mittelpunkt

Außerdem wird die gesundheitliche Gefährdung der Sportler durch die Verseuchung der Guanabara-Bucht durch ungeklärte Abwässer und die sich darin befindlichenden antibiotikaresistenten Bakterien und Viren billigend in Kauf genommen. Die baulichen Mängel im Olympischen Dorf, wie verstopfte Toilettenabflüsse, Lecks an den Leitungen, schlecht isolierte Kabel und unbelichtete Treppenhäuser führen zusätzlich zu Kritik. Manche Besucher und Sportler bezeichneten die Unterkünfte als „unbewohnbar“. Einzelne Verbände beheben daher die Probleme selbst. Die Situation in Rio verstärkt sich noch durch die Dopingaffäre Russlands. Der Olympische Gedanke wird ad absurdum geführt: Nicht Fairplay und Sportsgeist stehen im Mittelpunkt, sondern politische und wirtschaftliche Interessen.