Meinung
Endlich weltweit ächten fordert Moraltheologe Hilpert

Klonen von Menschen

Es sind Horrorbilder, die von der Nachricht ausgelöst wurden, dass Wissenschaftler in Oregon erstmals menschliche Stammzellen aus einem eigens dafür geklonten Embryo gewonnen haben. „Laufen bald Klon­-Menschen durch unsere Straßen?“, titelte etwa eine Regionalzeitung.

Derlei Vorstellungen beschreiben nicht einfach die nun anbrechende Realität, aber sie sind bildlicher Ausdruck für Gefahren, die gespürt werden und denen es zu wehren gilt. Und zwar spätestens jetzt, da der – vorläufig noch theoretische – Beweis erbracht ist, dass Klonierung auch beim Menschen funktionieren könnte. Dass das weder geschehen soll noch darf, ist unter Medizinern, Wissenschaftlern, Theologen und Politikern sowie der großen Öffentlichkeit weltweit, die Kirchen eingeschlossen, Konsens.

Welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen? Zuerst einmal die, sich dafür einzusetzen, dass das reproduktive Klonen international endlich ausdrücklich geächtet und verboten wird. Darüber hinaus wichtig ist, der Versuchung zu widerstehen, den mit dem Klonexperiment von Oregon praktizierten Weg, da er nun schon einmal gelungen ist, als ein weiteres Verfahren im Forschungsbetrieb zu etablieren. Das wäre nicht nur unvereinbar mit dem geltenden deutschen Embryonenschutzgesetz. Sondern es würde auch beschädigen, was dessen ethischer Hintergrund ist: nämlich der Schutz des Bewusstseins, dass Embryonen qualitativ etwas anderes sind als biologische Rohstoffe; und zu vermeiden, dass Frauen, die man als Spenderinnen für die Eizellen benötigt und die zu diesem Zweck mit Hormonen stimuliert werden müssen, als Lieferantinnen benutzt werden, die man vorsätzlich gesundheitlichen Gefahren aussetzt. Diese Bedenken werden nicht aufgewogen oder neutralisiert durch die neuen amerikanischen Klonversuche. Sie mögen technisch gesehen einen Erfolg oder sogar einen Durchbruch darstellen; ihre medizinische Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit jedoch wird selbst von vielen Fachleuten bezweifelt.

Konrad Hilpert (65), Professor für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München