Hilfsprojekt

Kirche in Not engagiert sich für verfolgte Christen

Die Zahl der wegen ihres Glaubens getöteten Christen hat sich laut des Weltverfolgungsindex von Open Doors fast verdoppelt. Die Hilfsorganisation Kirche in Not benennt vielfältige Gründe dafür.

Laut Open Doors hat sich die Zahl der wegen ihres Glaubens verfolgten Christen fast verdoppelt. © stock.adobe.com - bignai

München – Lag die Zahl der ums Leben gekommenen Christen in den Jahren 2018/19 noch bei 2.983, waren es im vergangenen Jahr 4.761. Laut Open Doors wurden 90 Prozent der verfolgten Christen in Afrika getötet. 

„Schon das Jahr 2019 haben wir als eines der blutigsten Jahre für Christen bezeichnet, doch ihre Verfolgung nimmt kontinuierlich zu“, erklärt Tobias Lehner, Sprecher von Kirche in Not. Die Gründe dafür seien vielschichtig: Der extremistische Islamismus und der Dschihadismus seien ein immer mehr wachsendes Problem, auch autoritäre Regierungssysteme wie China trügen zur Verfolgung von Christen und anderen Religionsgemeinschaften bei. „Wo sich der Nationalismus verstärkt, da nimmt auch die religiöse Verfolgung zu. Denn nationalistisch denkende Staaten gehen von religiöser Homogenität aus“, ergänzt Lehner.

Doch nicht nur Christen würden zunehmend verfolgt oder diskriminiert: „Überall, wo wir von Christenverfolgung sprechen, müssen wir auch von der Verfolgung anderer religiöser Gruppen sprechen.“ Es sei wichtig, nicht eine religiöse Gruppe gegen die andere auszuspielen.

Pandemie erschwert Hilfsarbeit

Die Corona-Pandemie erschwert die Arbeit von Kirche in Not seit Monaten, wie ihr Sprecher berichtet.
So sei es für die Mitarbeiter schwierig, in die Projektländer zu reisen. Das kirchliche Leben und das karitative Angebot gehe aber unter erschwerten Umständen weiter. Auch hätten viele Projektpartner ihre Solidarität mit den Wohltätern in den westlichen Ländern bekundet und man sei im Gebet miteinander verbunden. In Folge der Pandemie initiierte Kirche in Not ein Nothilfeprogramm für den asiatischen Raum, aber auch für Afrika und die Ukraine, um den gläubigen Christen beizustehen und kirchliche Arbeit zu ermöglichen.

Insgesamt betreut Kirche in Not jedes Jahr 5.000 Projekte in 140 Ländern. Die Hilfsorganisation engagiert sich nicht nur für verfolgte Christen, sondern auch für Kirchen wie in Osteuropa, die nicht genügend Mittel haben, ihre Seelsorgetätigkeit auszuüben. Ein aktueller Schwerpunkt liege neben dem Nahen Osten auf der afrikanischen Sahelzone. Dort nehmen die dschihadistischen Attacken zu: „Islamistische Gruppen versuchen, das friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen zu stören und einen Krieg der Religionen zu entfesseln“, führt Lehner aus.

Kirche in Not versorgt Flüchtlinge aus Mosambik

Der Norden von Mosambik etwa werde von islamistischen Gruppen überrannt. Viele Menschen flüchten von den Dörfern in die Hafenstadt, wo sie teilweise unter unmenschlichen Bedingungen am Strand kampieren. Klöster und Pfarreien versorgen die Vertriebenen, Kirche in Not unterstützt sie dabei. Nigeria ist ein weiteres Schwerpunktland der Hilfsorganisation. Dort müsse die Sicherheit von Priesterseminaren und Klöstern gewährleistet werden, nachdem Anfang vergangenen Jahres ein Priesterseminar überfallen und drei Seminaristen entführt und einer getötet wurde.

Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ bald veröffentlicht

Am 20. April stellt Kirche in Not in Rom den Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ vor. Damit will die Organisation verdeutlichen, dass die Religionsfreiheit für alle Religionen in allen Ländern der Welt „das Salz in der Suppe der Menschenrechtsdebatte“ sei. 196 Länder der Welt werden unabhängig untersucht. Schwerpunkte sind der Einfluss des Dschihadismus in der Subsahara, antisemitische Übergriffe, Diskriminierungstendenzen von Gläubigen in Europa, doch auch hoffnungsvolle Entwicklungen werden herausgestellt. (Maximilian Lemli, Volontär beim Sankt Michaelsbund)