Am Wochenende wurde in Haidhausen das alljährliche Don Bosco Fest gefeiert. Neben der Verleihung des Don Bosco Spatzes ging es um Herausforderungen und Chancen des Internets für die kirchliche Jugendarbeit. Den Festgottesdienst zelebrierte der neue Generalvikar Christoph Klingan.
Um junge Leute zu begleiten, muss man versuchen, sie zu verstehen. Das war schon zu Zeiten Don Boscos so und hat sich bis heute nicht geändert. Was sich allerdings stetig verändert hat, ist die Welt, in der wir leben, die Realität der Jugendlichen, in die es sich einzufühlen gilt.
Besonders in den letzten Jahren hat sich hier eine Entwicklung vollzogen, die gerade für die ältere Generation oft verwirrend ist: Die Auslagerung von Kommunikation, Unterhaltung und Wissensvermittlung in die virtuelle Welt. Um diese Entwicklung besser zu verstehen, vielleicht sogar mitgestalten zu können, widmete sich der Auftakt des diesjährigen Don Bosco-Festes am Freitagabend ganz dieser Thematik.
Die Kirche braucht Typen
Pater Bernd Hagenkord SJ, der ehemalige Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, warf schon in der Vesper, die dem Festabend vorausging, eine entscheidende Frage auf: Was braucht es heutzutage, um Jugendliche zu erreichen? „Typen“, stellte er fest. „Die Kirche braucht Typen, und Don Bosco war so jemand.“ Auch das Internet brauche „Typen“, denn auch dort könne Begegnung stattfinden. Doch um junge Menschen im Internet zu erreichen, ist es notwendig zu verstehen, was sie dort eigentlich machen, auf welchen Netzwerken sie aktiv sind und warum.
Diesem komplexen Themengebiet widmete sich der erste Programmpunkt des Festabends im Münchner Salesianum. „OMG?! Jugend und Kirche in Social Media“ lautete der Titel des Impulsvortrags von Sonja Lexel, Referentin für jugendpastorale Grundsatzfragen der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der deutschen Bischofskonferenz.
Alle Themen des Lebens
Mit Hilfe von Statistiken verdeutlichte sie zunächst die Omnipräsenz der virtuellen Welt im Leben Jugendlicher, bevor sie dem Publikum einige bei Jugendlichen besonders beliebte Instagram- und Youtube-Auftritte präsentierte. „Online werden alle Themen des Lebens angesprochen, die Jugendlichen suchen hier durchaus auch nach Orientierung und Werten“, erklärte die Religionspädagogin und Theologin. Es sei auch für die Kirche eine Chance, die Potentiale der sozialen Netzwerke zu nutzen, Wertebildung mitzugestalten und in Lebensfragen online Orientierung zu bieten, bekräftigte sie.
Auf dem Campus Don Bosco versuche man zunehmend, medienpädagogische Inhalte in den Alltag zu verwurzeln. Sogar eine kleine Studie hat bereits stattgefunden, die Pater Pawel Klos, Martina Edenhofer, Pastoralbeauftragte des Salesianums, und Christoph Horner, Leiter der Caritas Don Bosco Berufsfachschule für Kinderpflege, am Abend vorstellten. In einer hauseigenen Umfrage hatten sie in den vergangenen Wochen Jugendliche zu ihrem Medienkonsum befragt. Die Studie soll in den nächsten Monaten noch ausgeweitet und im Rahmen eines medienpädagogischen Fachtags am 24. November eingeordnet und fachlich unterfüttert werden.
Medienpreis „Don Bosco Spatz“
Zweiter Höhepunkt des
Abends war die Verleihung des mit insgesamt 3.000 Euro dotierten
Medienpreises „Don Bosco Spatz“ an Journalisten, die auf die aktuellen
Herausforderungen junger Menschen und auf neue Ansätze der pädagogischen
Arbeit mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen aufmerksam machen.
Dieses Jahr wurden 70 Beiträge aus Fernsehen, Hörfunk, Print- und
Onlinemedien eingereicht.
Der erste Preis ging dabei Thomas
Hauswald für seinen Film „Zuhause auf Zeit. Wenn Jugendliche nicht mehr
weiter wissen“, der im März 2019 in der ARD ausgestrahlt wurde. Hauswald
erzähle – filmisch exzellent – die Geschichte von zwei „waschechten Don
Boscos“, die Jugendlichen in einer Einrichtung im Osten Dachaus wieder
eine Perspektive für ihr Leben geben, berichtete Laudator Stefan Eß,
geschäftsführender Direktor des St. Michaelsbundes in München. Er hatte
zusammen mit Barbara Brustlein, Chefredakteurin des missio magazins,
Rolf Pitsch, Geschäftsführer der Bonifatius GmbH in Paderborn, und Pater
Alfons Friedrich, Geschäftsführer der Don Bosco Medien GmbH, die Jury
gebildet.
Der zweite Preis ging an den Journalisten Philipp
Maußhardt für seine Geschichte „Auf eigene Faust“, der Redakteur
Christoph Brüwer bekam den dritten Preis des Abends verliehen für seinen
Text „Die Last eines Lebens“.
„Wir haben gute Einblicke bekommen
in die Fragestellung ,Jugend und Digitale Welt´ und mit der Verleihung
des Don Bosco Spatzes erfahren können, wie junge Filmemacher sich mit
dem Thema Jugendarbeit auseinandersetzen,“ resümierte der Moderator des
Abends, Pater Alfons Friedrich. Einen eigenen Instagram-Account hat der
Salesianerpater nicht. „Aber“, räumte er ein, „ich stehe dem Ganzen
offen gegenüber. Wenn wir etwas Sinnvolles verwirklichen können, bin ich
nicht dagegen, sondern dabei.“
Bildung, Begegnung und Glauben
Am Festsonntag drehten sich die Feierlichkeiten vor allem um die
Begegnung und das Gespräch. Der Tag begann mit einem Gottesdienst in der
St.-Wolfgang-Kirche, dem Christoph Klingan, neuer Generalvikar der
Erzdiözese München und Freising, vorstand. In seiner Predigt ging der
Generalvikar auf die Leitbegriffe des Campus Don Bosco ein: Bildung,
Begegnung und Glauben. Diese Grundsätze spiegelten sich, führte er aus,
in der Vielfalt der Einrichtungen auf dem Campus wider und seien
wichtig, um jungen Menschen „im Geiste Don Boscos“ Orientierung zu
geben.
„Wo diese drei Begriffe mit Leben gefüllt werden, da werden
junge Menschen einen guten Ort finden“, so Klingan. Doch nicht nur auf
dem „kleinen“ Don Bosco Campus in München-Haidhausen, sondern auch bei
den „großen“ aktuellen kirchlichen Fragestellungen spielten diese
Leitsätze eine große Rolle. Gerade wenn am kommenden Wochenende die
Beratungen des Synodalen Weges begännen und es um die Zukunft der
katholischen Kirche in Deutschland gehe, sei es wichtig, miteinander zu
reden, voneinander zu lernen und „Gott zu vertrauen, dass er es gut
meint“.
Heimatgefühl zu vermitteln
Das untermalte der
Generalvikar mit einem Zitat aus dem Matthäus-Evangelium: „Wenn ihr
nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins
Himmelreich kommen.“ Der Pfarrer legte dar, dass es jedoch nicht darum
gehe, sich klein zu machen, sondern um das Gegenteil: offen zu sein,
dazuzulernen und so zu wachsen.
Anschließend versammelten sich
die Gäste zum Mittagessen im Veranstaltungssaal des Salesianums und
trafen sich zu Kaffee und Kuchen an verschiedenen Orten auf dem Campus.
Jochen Lau, Leiter des Bereichs Jugendhilfe/Hilfen zur Erziehung im
Salesianum, nahm interessierte Besucher am Nachmittag zudem zu einer
Führung durch das Haus mit. Er zeigte ihnen vor Ort die Bereiche der
Blockschüler und Auszubildenden, stellte den Bereich der Jugendhilfe vor
und warf mit den Gästen einen Blick in den Freizeitbereich der
Einrichtung, zu dem etwa die Lounge, Kicker- und der Billardraum
gehören. Wichtig sei, den jungen Menschen hier ein Heimatgefühl zu
vermitteln. „Das ist unser Anliegen“, betonte der Pädagoge. (Katharina
Zöpfl/pm)