„Ich werde mich rächen, indem ich über alles schreibe“, droht der Sohn halb im Scherz beim Abschied von seinem Vater nach einem Kurzbesuch. Tu das, sagt der Vater „schreib ein Buch über den Sohn, der seinen geliebten Vater auf die Straße setzt“. Es wird eher eine Geschichte über einen Vater, der über seine Familie verfügt wie über einen Besitz, doch diesen Gedanken spricht der Sohn doch nicht aus. Diese Abschiedsszene zeigt, wie weit Vater und Sohn voneinander entfernt sind. Immerhin gibt es diesen Abschied am Flughafen, denn eine Begrüßung gab es nicht.
Der Sohn ist inzwischen selber Vater, gerade in Elternzeit für das zweite Kind und er legt sich richtig krumm für die beiden Kleinen. Umso schmerzlicher ist ihm bewusst, dass er selbst von seinem Vater all das nicht bekommen hat: Aufmerksamkeit, Liebe, Zeit. Er ist ein ziemlich verplanter Typ, misstrauisch, unentspannt mit einem nicht allzu robusten Selbstwertgefühl, irgendwie fühlt er sich immer ungenügend. Also steht ein Befreiungsschlag an von seinem Vater, für den nur seine eigenen Belange zählen, der an den Sohn hohe Erwartungen richtet und sich null für sein echtes Leben interessiert.
In einer Krisensituation zeigt der Großvater, dass er doch familientauglich sein kann. Wird das etwas ändern oder sind die Rollen schon zu eingefahren?
Jonas Hassen Khemiri wurde 1978 in Stockholm geboren, wo er auch lebt. Mit seinen Dramen und Romanen gehört er zu den bekanntesten Autoren Schwedens und wird in mehr als dreißig Sprachen übersetzt. Hassen Khemiri hat eine schwedische Mutter, sein Vater ist Tunesier. Die Situation von Migranten und Konflikte mit dem Vater sind ein wiederkehrendes Thema in seinen Romanen.
