Fronleichnam 2016 in München

Gottes barmherziges Antlitz

Tausende Gläubige haben zusammen mit Kardinal Reinhard Marx im "Jahr der Barmherzigkeit" das Fronleichnamsfest gefeiert. Der Kardinal forderte in seiner Predigt am Marienplatz auf, sich durch das Antlitz Jesu von Nazareth verwandeln zu lassen. Erstmals waren bei der Eucharistiefeier auch Mädchen als Ministrantinnen im Einsatz.

Der Höhepunkt der Prozession: Der Himmel, unter dem das Allerheiligste in der Monstranz von Kardinal Marx getragen wird. (Bild: Kiderle) © Kiderle

München – Golden glänzt die Statue der „Patrona Bavariae“ hoch oben auf der Mariensäule im Sonnenlicht, Weihrauchduft liegt in der Luft, die Fahnen und Tücher an der Rathausfassade wehen in der sanften Brise. Da erklingt kraftvoll und vieltausendstimmig das „Vater unser“ im Herz der Landeshauptstadt – Fronleichnam 2016 in München.

Unter bilderbuchmäßigem weiß-blauen Himmel feierten die versammelten Gläubigen mit Kardinal Reinhard Marx den morgendlichen Gottesdienst auf dem Marienplatz. „Wir feiern Christus in unserer Mitte und der Marienplatz ist dafür ein wunderbarer Ort“, sagte der Kardinal in seiner Begrüßung. Fronleichnam sei ein Fest der Glaubensstärkung und der Sendung: „Denn wir wollen Christus dieser Stadt schenken durch unsere Worte und unser Tun.“ Erfreulich: Erstmals waren bei der Eucharistiefeier auch junge Mädchen aus der Pfarrei St. Ludwig als Ministrantinnen im Einsatz. Die musikalische Gestaltung übernahmen in bewährter Weise der Domchor, die Junge Domkantorei, die Mädchenkantorei und die Domsingknaben unter der Leitung von Lucia Hilz und Monsignore Hans Leitner an der Orgel.

Im Zentrum der Feier stand heuer das „Antlitz der Barmherzigkeit“. Mit diesen Worten beginnt auch das Schreiben von Papst Franziskus zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit und Kardinal Reinhard Marx griff diesen Leitgedanken in seiner Predigt auf. Die Eucharistie, die einfachen Zeichen von Brot und Wein seien der Ort, wo das Antlitz der göttlichen Barmherzigkeit, das Antlitz Jesu von Nazareth, den Menschen in intensivster Weise begegne. Wer ihn in der befreienden Kraft des Glaubens annehme, werde dadurch verwandelt. „Umsonst haben wir empfangen, umsonst sollen wir geben“, sagte Marx. Jedes sakramentale Handeln, in dem Gott gegenwärtig sei und sich zeige, sei daher auch eng mit der christlichen Caritas und Nächstenliebe verbunden. Entschieden wandte sich der Kardinal gegen jeden „Missbrauch des Namens Gottes“ zur Durchsetzung von religiösen, politischen oder gesellschaftlichen Interessen: „Das hat vielen Menschen das Leben gekostet.“ Vielmehr müsse man sich „immer wieder gegenseitig vergeben und verzeihen“ – das Reformationsgedenken im nächsten Jahr biete dazu eine gute Gelegenheit.

Anschließend begleiteten Münchens Katholiken in einer langen und farbenprächtigen Prozession das Allerheiligste unter Gesängen und Gebeten den rund drei Kilometer langen Weg durch die Straßen zum Freialtar nach St. Ludwig. Voran zog wie immer das große Jugendkreuz, ihm folgten die Pfarrverbände und Pfarreien, die Ordensangehörigen, Studenten, Mitarbeiter in pflegenden und pastoralen Berufen, Priester, Diakone und Ministranten, Vertreter von Staat und Stadt, Ordensritter, Vertreter des Handwerks, der katholischen Räte, von Verbänden und Trachtengruppen sowie die muttersprachigen Gemeinden. Wieder zurück am Marienplatz wurde zum festlichen Abschluss der eucharistische Segen gespendet. (Florian Ertl)