Ermordung Frère Rogers vor zehn Jahren

Gedenken in Taizé

Zehn Jahre ist es her, dass Frère Roger, der Gründer der ökumenischen Brüdergemeinschaft von Taizé, ermordet wurde. Tausende haben seiner am Sonntag gedacht, auch der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx.

Frère Roger ist vor zehn Jahren ermordet worden (Bild: communauté de taizé) © communauté de taizé

Taizé -  Die ökumenische Brüdergemeinschaft von Taizé hat am Sonntag ihres vor zehn Jahren ermordeten Gründers Frere Roger (1915-2005) gedacht. Zu einer Gebetsversammlung unter freiem Himmel kamen mehrere Tausend Besucher, zumeist Jugendliche, sowie rund 100 Vertreter christlicher Konfessionen und anderer Religionen. Sie überbrachten Dankes- und Solidaritätsadressen sowie Glückwünsche für die künftige Arbeit der Gemeinschaft.

Zu den Gästen gehörte als Gesandter von Papst Franziskus auch der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurienkardinal Kurt Koch. Er feierte am Morgen eine katholische Messe in der Versöhnungskirche von Taize und verlas bei einer Begegnung am Nachmittag ein Dankschreiben von Papst Franziskus. Weitere Ehrengäste waren der Generalsekretär des Weltkirchenrates (ÖRK), Olav Fykse Tveit, die Vizepräsidentin der Konferenz der Europäischen Kirchen (KEK) Karin Burstrand sowie als Repräsentant der anglikanischen Weltgemeinschaft Erzbischof John Sentamu von York.

Neben zahlreichen katholischen Bischöfen der Weltkirche und aus Frankreich kam für die katholische Deutsche Bischofskonferenz der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann nach Taize, für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Bischof Gothart Maagard von Schleswig und Holstein.

Marx: Taizé ist unverzichtbar

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, äußerte sich schriftlich "dankbar für das, was von Taize über so viele Jahre in die Welt ausstrahlt". Das ökumenische Gebet und das Zeugnis für Gott in der Gesellschaft seien unverzichtbar. Taize vermittle, dass Christen "gemeinsam an dem einen Haus Europa" bauten, so Marx in seiner am Sonntag in Bonn veröffentlichten Erklärung.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nannte Taize eine "Inspiration auf dem Weg zur Ökumene". Junge Menschen neu für den Glauben zu begeistern, gehöre "zu den wichtigsten Aufgaben der Zukunft überhaupt", schrieb der Ratsvorsitzende am Sonntag ebenfalls in einem Grußwort.

Der amtierende Prior, der deutsche Katholik Frere Alois (61), sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur in Taizé, er selbst erlebe die Jugendlichen als erstaunlich reif und keineswegs passiv. Viele der derzeit mehreren tausend Besucher seien sehr motiviert, nach Solidarität in der Welt von heute zu suchen und sich auch dafür einzusetzen.

Von geistig verwirrter Frau ermordet

Schon seit vergangenen Sonntag wird in Taizé eine Gedenk- und Solidaritätswoche gefeiert. Nach dem 100. Geburtstag des Gründers am 12. Mai jährt sich an diesem Sonntag (16. August) zum zehnten Mal sein Todestag. Damals wurde der bereits 90-jährige Frère Roger 2005 während des Abendgebets von einer geistig verwirrten Frau erstochen. Vor 75 Jahren, am 20. August 1940, wurde mit Rogers Hauskauf im burgundischen Taize der erste Stein für die spätere Gemeinschaft gelegt.

In Taizé, das in der Tradition ihres Gründers lieber nach vorn als zurückschaut, spricht man von einer "Solidaritätswoche" für die Armen und Ausgegrenzten, für die Opfer von Ungerechtigkeit und Konflikten. Frere Alois erklärt, in einer "schwierigen Übergangsphase" der Geschichte strebten viele Menschen weltweit nach einer "Globalisierung der Solidarität". Gemeinsam mit ihnen wolle man "Schritte auf diesem Weg gehen". Taizé ist ein Symbol der ökumenischen Bewegung. Das kleine Dorf in Burgund wurde seit den 1950er Jahren zum Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt. Der Gemeinschaft gehören heute rund 100 evangelische und katholische Männer aus mehr als 25 Ländern an. Seit 1974 Zehntausende zu einem "Konzil der Jugend" zusammenkamen, veranstalten die Taizé-Brüder regelmäßig Jugendtreffen auf allen Kontinenten. (kna/sts)