Theodoline Mehltretter wird 70

Geburtstag der kickenden Nonne

Theodolinde Mehltretter ist das bekannteste Gesicht der Barmherzigen Schwestern: Für das ordenseigene Mineralwasser machte sie TV-Werbung und lieferte sich mit Oliver Kahn ein Elfmeterduell. Nun wird die Generaloberin 70.

Schwester Theodolinde kickt mit Olli Kahn (Bild: kna) © kna

München - Ein Leben für Gott und die Mitmenschen - das war und ist es, was Schwester Theodolinde Mehltretter sich immer gewünscht hat. Bei den Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul lebt sie diese Berufung seit mehr als 50 Jahren. Im Oktober geht ihre zwölfjährige Amtszeit als Generaloberin zu Ende. Doch bevor es soweit ist, feiert sie am 6. Februar ihren 70. Geburtstag an.

Wer sie darauf anspricht, dem erklärt Schwester Theodolinde abwinkend: "Das ist doch gar nicht wichtig." Zu ihrer Person will sie eigentlich auch nicht viel sagen. Dabei ist die umtriebige Ordensfrau weit über Oberbayern hinaus bekannt. Nicht zuletzt durch diverse Aktionen mit Fußballstars wie Oliver Kahn und Philipp Lahm, auch wenn die inzwischen schon einige Jahre zurückliegen.Kahn und Lahm waren als Werbeträger unterwegs für das ordenseigene Mineralwasser-Unternehmen "Adelholzener Alpenquellen", dessen Gewinne in die soziale Arbeit der Schwestern fließt. Als die fußballbegeisterte Nonne dort die Geschäfte führte, kam es zu öffentlichkeitswirksamen Auftritten mit gemeinsamem Elfmeterschießen und Besuchen im Stadion, aber auch zu bewegenden Krankenbesuchen in einer Klinik des Ordens. Auch die Gründung einer Fußballschule mit dem FC Bayern München fiel in diese Zeit.

Viel lieber als über ihren "Promistatus" redet die Schwester aber für ihr soziales Engagement. Dafür gab es unter anderem das Bundesverdienstkreuz und den Bayerischen Verdienstorden. Die Auszeichnungen steckten alle in einem "Sackerl", erzählt die Schwester. Auf sich selbst habe sie die Ehrungen eh nie bezogen, sondern immer als Anerkennung für die Arbeit der Schwestern gesehen.

Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung lernte Schwester Theodolinde zu Hause kennen. 1946 kam sie als ältestes Kind einer Bauernfamilie in Weiden in der Oberpfalz zur Welt. Danach folgten noch vier Brüder. Ein sehr christliches Elternhaus sei es gewesen. Wie sie Klosterschwester wurde? "Es war einfach Berufung."

Als eines Tages eine weitläufige Verwandte zu Besuch kam, eine Barmherzige Schwester mit ihrer großen weißen Flügelhaube, habe sie das fasziniert, erinnert sich die Jubilarin: "Vor allem aber war es ihr leuchtendes Gesicht." Diese in sich ruhende, glückliche Ausstrahlung habe den Entschluss reifen lassen, auch diesem Orden angehören zu wollen. Die Oma sei selig gewesen, auch der Rest der Familie habe ihre Berufung unterstützt. So ging es Anfang der 1960er Jahre nach München, und nach der Mittleren Reife folgte schon mit 18 der Eintritt bei den Barmherzigen Schwestern.

Von 1966 bis 1987 arbeitete die junge Schwester im Waldsanatorium Planegg. Nach einer Ausbildung zum praktischen Betriebswirt wurden ihr 1989 dann die dem Orden seit 1907 gehörenden Alpenquellen anvertraut

.Bis 2004 stand sie dem Unternehmen im Chiemgau vor. Dessen Einnahmen kommen vor allem den sozialen Einrichtungen des Ordens zugute: zwei Krankenhäusern, sechs Alten- und Pflegeheimen und drei Angeboten für betreutes Wohnen. Auch zwei landwirtschaftliche Betriebe und Häuser für Exerzitien und Erholung gehören dazu.

Seit zwölf Jahren ist Schwester Theodolinde als Generaloberin für die Kongregation im Erzbistum München und Freising verantwortlich. Die 248 Schwestern nennt sie ein "Gebetskraftwerk". Wer altersbedingt nicht mehr anpacken könne, bete eben. Dass es seit 30 Jahren keinen Neueintritt mehr gab, lässt sie nicht verzweifeln. Dafür gebe es nun 1.450 weltliche Mitarbeiter, denen die Schwestern die christlichen Werte ihrer Gemeinschaft nahebringen: also Barmherzigkeit leben, das Leben würdigen, Dienen miteinander und füreinander, Wertschätzung pflegen und fördern sowie wirtschaftlich und verantwortlich handeln als Schöpfungsauftrag."Wir verwalten keinen Untergang", betont Schwester Theodolinde. Die Situation mache ihr keine Angst. Gott habe schon einen Plan. Er habe dafür gesorgt, dass sich die Kongregation vor mehr als 180 Jahren gründete. Das Gute, das vom Orden getan werde, werde immer nötig sein: "Gott wirkt auch heute, nur nicht immer so, wie wir es uns vorstellen." (kna)