Vatikan

Fast jede siebte Stimme bei Weltsynode ist weiblich

Das gab es noch nie: Bei der Bischofssynode im Oktober zur Zukunft der katholischen Kirche erhalten Frauen erstmals Stimmrecht.

Bei der kommenden Weltsynode im Vatikan habe zum ersten Mal Frauen ein Stimmrecht. © a_medvedkov - stock.adobe.com

Bei der weltweiten Debatte im Vatikan über mehr Mitbestimmung in der katholischen Kirche wird fast jedes siebte stimmberechtigte Mitglied eine Frau sein. Das geht aus der am Freitag im Vatikan veröffentlichten Teilnehmerliste hervor. Sie umfasst rund 363 Namen für die im Oktober stattfindende Weltsynode, darunter 54 Frauen. Bei einer zweiten Zusammenkunft im Oktober 2024 können die Synodenmitglieder mit Zweidrittelmehrheit Beschlüsse fassen, die dann dem Papst zur Entscheidung vorgelegt werden.

Frauen haben Stimmrecht

Es ist das erste Mal in der katholischen Kirchengeschichte, dass Frauen bei einer Bischofssynode Stimmrecht haben. Bislang bestand das regelmäßig tagende Beratungsgremium des Papstes ausschließlich aus Männern, hauptsächlich Bischöfen und einigen hochrangigen Vertretern von Männerorden. Trotz der Neuerung handelt es sich nach wie vor um eine Bischofssynode, wie der Generalsekretär des Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, am Freitag vor Journalisten betonte.

 

Weltsynode


Bei der Weltsynode  soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Außerdem sind unter den Themen die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern, eine mögliche Weihe von Frauen zu Diakoninnen und eine bessere Einbeziehung sexueller Minderheiten in der Kirche.

Diese und weitere Themen haben sich in einem weltweiten Befragungs- und Beratungsprozess herauskristallisiert und sind in einem Arbeitsdokument, dem "Instrumentum laboris", als Fragestellungen formuliert. Bei zwei zentralen Treffen im Vatikan werden entsandte sowie vom Papst benannte Mitglieder über diese Fragen diskutieren.

Beide Versammlungen, die im Oktober 2023 und Oktober 2024 stattfinden, werden über Vorschläge beraten und abstimmen. Ihre Ergebnisse werden sie dem Papst als Empfehlungen in einem Schlussdokument vorlegen. Daraus kann er ein sogenanntes Nachsynodales Schreiben verfassen. Letztlich entscheidet somit Franziskus über Beschlüsse. (kna)

Zu den stimmberechtigten Frauen gehört die Untersekretärin des Synodensekretariats, die französische Ordensfrau Nathalie Becquart. Mit dabei ist auch Helena Jeppesen-Spuhler vom Schweizer Hilfswerk Fastenaktion. Sie zählt zu einer Gruppe von 70 Ordensleuten, Geistlichen und Laien, die nicht Bischöfe sind. Papst Franziskus hat diese Mitglieder auf der Grundlage von Vorschlägen aus den verschiedenen Kontinenten ausgewählt.

39 der 70 Nicht-Bischöfe sind weiblich. Darunter gehören 11 einer Ordesgemeinschaft an. Zu der Gruppe zählen zudem die beiden Theologieprofessorinnen Giuseppina de Simone aus Italien und Renee Köhler-Ryan aus Australien. Zudem hat Papst Franziskus direkt Stimmberechtigte ernannt. Unter diesen 40 Personen sind 6 Frauen, etwa die Ordensfrau Maria de Fatima Vieira Diniz aus Venezuela und die spanische Theologieprofessorin Cristina Inoges Sanz. (kna)