"Ein großer Heiliger"

Er war der Papst, der die Massen bewegte. Wie kein Zweiter stand er für die Fähigkeit der Vergebung. Und er war der Initiator der Weltjugendtage: Über das Leben von und ihre persönlichen Erfahrungen mit Papst Johannes Paul II. berichteten Kardinal Marx und Kardinal Dziwisz in der Münchner Heilig-Geist-Kirche.

Kardinal Marx (links) und Kardinal Dziwisz (Zweiter von rechts) in bei der Podiumsdiskussion. (Bild: Kiderle) © Kiderle

München - „Habt keine Angst!“ – diesen Appell richtete Papst Johannes Paul II. bei der ersten Ansprache nach seiner  Wahl zum Pontifex an die Gläubigen. Und diese Worte seien für Kardinal Reinhard Marx zum „Leitmotiv in seinem Leben“ geworden. Die Person des Heiligen Johannes Paul II. stand im Mittelpunkt dieses Abends, an dem der Krakauer Erzbischof und frühere Sekretär des Papstes aus Polen, Stanislaw Dziwisz, und Erzbischof Reinhard in der Münchner Heilig-Geist-Kirche zusammentrafen, um miteinander eine Jugendmesse im Rahmen des monatlichen „Stay and Pray“ zu zelebrieren. In einer Podiumsdiskussion vorab berichteten beide über ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Papst Johannes Paul II. und im Speziellen auch der von ihm initiierten Weltjugendtage. Mit Blick auf den Weltjugendtag, der 2016 in Krakau stattfinden wird, standen die beiden im Anschluss Rede und Antwort auf die Fragen der Jugendlichen, die äußerst zahlreich erschienen waren.  

"Der Papst meines priesterlichen Lebens"

Er war ein Mann, dessen Ausstrahlung und Überzeugung auch wenige Monate vor seinem Tod ungebrochen gewesen sei, berichtete Marx. Er war zu einer Audienz geladen, zu der Johannes Paul II. im Rollstuhl hereingefahren werden musste. Selbst in dieser vermeintlich ausweglosen Situation hatte der Papst ihn mit einem Lächeln begrüßt. Er war „der Papst meines priesterlichen Lebens“, „ein großer Mann, ein großer Heiliger“, so Marx, der vom Anfang seines Pontifikats bis zum Ende eine große Faszination auf ihn ausgeübt habe.

Seine Kraft war das Wort Gottes 

Der Krakauer Kardinal Dziwisz, der dem Papst, der die Massen bewegte, als Sekretär ganz nahe stand, gab Einblick in seine ganz persönlichen Erinnerungen: Von der Spannung, wie die Reaktionen der Gläubigen auf dem Petersplatz  sein würden, als weißer Rauch aufgestiegen war und klar war, dass kein Italiener zum Nachfolger Petri gewählt worden war. Von den Schüssen auf Johannes Paul II im Jahr 1981 und der gemeinsamen Fahrt im Rettungswagen, wo „Minuten gezählt hatten“. Dziwisz erzählte, der Pontifex hätte seinem Attentäter Ali Agca bereits dort, auf dem Weg ins Krankenhaus vergeben. Er habe gelitten, weil er leiden musste, aber er habe sich nie beklagt, weil er gewusst habe, dass sein Leiden einen Sinn gehabt hat. Bei dem Treffen mit seinem Attentäter wurde seine Haltung noch deutlicher, als er diesen als „seinen Bruder“ titulierte. Für seinen persönlichen Sekretär war der heilige Johannes Paul II.  ein charismatischer „Steuermann“, „kein Politiker“, sondern  „ein Pastor“, wie „ein Hirte, der die Menschen aus der Sklaverei befreit hat“ und dessen Kraft das Wort Gottes war.

Die Jugend spürte die Liebe des Pontifex

Von Anbeginn an hatte er sich „sehr für die Jugend interessiert“. Dieses Interesse, diese Liebe des Papstes, habe auch die Jugend beim ersten Weltjugendtag in Rom gespürt, berichtet Dziwisz. Und die Jugend hatte geantwortet mit ihrer Liebe und ihrer Gegenwart. „Selig die Barmherzigen“ – so lautet das Motto des nächsten Weltjugendtages 2016 in Polens heimlicher Hauptstadt, Krakau. Die Botschaft der göttlichen Barmherzigkeit sei gerade in diesen Tagen, wo „die Bedrohungen der Welt so zahlreich sind, und Tausende von Flüchtlingen in Europa Zuflucht suchen, aktueller denn je, weiß der Krakauer Kardinal. Mit Kardinal Marx habe er bereits abgesprochen, dass dieser die Jugend von München im nächsten Jahr nach Krakau verlagern werde, damit sie dort diesen „Funken der göttlichen Barmherzigkeit“ mit zurück nach Bayern in die Herzen jedes Einzelnen nehmen könne.