Früherer Ratzinger-Sekretär erinnert sich

„Don Bruno“ gewährt auch private Einblicke

Monsignore Bruno Fink war ab 1978 der Sekretär des damaligen Münchner Erzbischofs, Kardinal Joseph Ratzinger. Später hat er seinen "Chef", der zum Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation berufen worden war, auch nach Rom begleitet. Seine Erinnerungen hat der Münchner Diözesanpriester in einem amüsanten Buch niedergeschrieben.

In seinem Buch schildert Monsignore Bruno Fink, wie er den damaligen Erzbischof von München, Kardinal Joseph Ratzinger, als Menschen erlebt hat. (Bild: Hornberger) © Hornberger

München - "Herr Sekretär“ habe ihn Joseph Ratzinger gerufen und später, in Rom, „Don Bruno“. Geduzt hätten sie sich jedoch nie. Es sind charmante, witzige, herzliche Erinnerungen, die Monsignore Bruno Fink nicht nur an diesem Abend im Herzoglichen Georgianum in München bei der Vorstellung seines Buches „Zwischen Schreibmaschine und Pileolus – Erinnerungen an meine Zeit als Sekretär des Hochwürdigsten Herrn Joseph Kardinal Ratzinger“ erzählt. Der Pfarrer gewährt dem Leser einen Blick hinter die Kulissen des Arbeitsalltags im Erzbischöflichen Haus in München sowie in der Glaubenskongregation im Vatikan.

Von September 1978 bis Weihnachten 1983 ist Bruno Fink dem damaligen Kardinal Ratzinger nicht von der Seite gewichen. „Verschwiegen, loyal und immer im Hintergrund“, beschreibt Christian Schaller, Stellvertretender Direktor des Institutes Papst Benedikt XVI. in Regensburg, den ehemaligen Sekretär. Umso mehr mag es erstaunen, dass Monsignore Fink nun seine Erinnerungen an diese Jahre aufgeschrieben hat. „Ich musste erst Abstand gewinnen“, erklärt der 69-Jährige, „schon damals habe ich Kardinal Ratzinger als großen Mann des Glaubens, der Theologie und der Kirche erlebt.“ In seinem Buch schildere er, wie er ihn als Mensch wahrgenommen habe, betont Fink. „Ich kann Papst Benedikt XVI. beziehungsweise den vorhergehenden Joseph Ratzinger nicht als Theologen, als Kardinal oder gar als Papst beurteilen“, betont der Geistliche. Vielmehr lässt der Münchner Diözesanpriester die großen kirchlichen Ereignisse der Jahre 1978 bis 1981 in München wie auch in Rom 1982 und 1983 wieder lebendig werden: „Der Besuch von Papst Johannes Paul II. in Deutschland oder die Auseinandersetzungen um den Entzug der Lehrbefugnis für Professor Hans Küng.“

Bruno Fink lässt den Leser aber auch ein wenig durchs private Schlüsselloch schauen und berichtet von „familiären Sonntag-Nachmittagsrunden im Erzbischöflichen Haus mit ‚Mensch-ärgere-dich-nicht‘ oder vom Ostereiersuchen im Garten mit Schwester Maria Ratzinger“. Und weiter: „Kardinal Ratzinger hat eine große Vorliebe für die altbairische Literatur und deren Liedgut.“ Auch den tiefgründigen Humor des Kardinals beschreibt Fink. Als er sich im Dezember 1983 aus Rom verabschiedet hatte, kam die Autokolonne am Brenner wegen Eis und Glätte ins Stocken. Nur mit etwas Glück sei es ihm gelungen, mit seinem Wagen wieder Fahrt aufzunehmen. Davon berichtet er Kardinal Ratzinger später am Telefon. Dieser erwidert: „Darum steht schon in der Bibel: Betet, dass eure Flucht nicht auf den Sabbat und nicht in den Winter falle!“

Eine Erstfassung seines Buches hat Fink dem emeritierten Papst übrigens im vergangenen Dezember nach Rom geschickt. Und Benedikt hat schriftlich geantwortet: „Caro Monsignore! Ganz herzlichen Dank besonders für das unerwartete Geschenk Ihrer Erinnerungen an gemeinsame Jahre in München und Rom. Ich habe sie mit Genuß gelesen. Dabei sind Begebenheiten, die ich ganz in den hinteren Fächern meines Gedächtnisses abgelegt hatte, wieder lebendig vor mich hingetreten: Mühsal und Schönheit jener Jahre sind mir neu begegnet. Sie haben mich so freundlich, ja, ich darf sagen, liebevoll behandelt, daß ich nur sehr dankbar sein kann dafür. Und ich bin natürlich froh, daß Sie an diese Jahre trotz großer Last, die auf Ihnen lag, eine gute Erinnerung bewahren.“ Susanne Hornberger