Kirchenkabarett

Die Hofnarren des Erzbistums

Seit 25 Jahren spielen die „Soafablosn“ Kirchenkabarett. Ihr neues Programm „Paradies sichern“ schreckt vor dem Thema Politik nicht zurück.

Seit 25 Jahren stehen (v.l.n.r.) Markus Lentner, Werner Hofmann und Richard Stefke als "Soafablosn" auf der Bühne. © Kiderle

Erding – Drei Pfarrverbände im Erzbistum mit drei reisenden Restpriestern und Unmengen von 450-Euro-Kräften, die vor Ort die Stellung halten, kreativ sind und die Gläubigen bei der Stange halten – natürlich ohne wirkliche Entscheidungskompetenz. Denn verwaltet wird der Glaube aus Funktionsstellen im Ordinariat. Unvorstellbar? Unter anderem diese Vision zeichnen die drei Kabarettisten Werner Hofmann, Richard Stefke und Markus Lentner in ihrem neuen Programm „Paradies sichern“.

Es ist bereits das neunte Kabarett-Programm, das die drei Kirchenmänner auf die Bühne bringen und zwar in diesem Fall in ihrem Jubiläumsjahr. 25 Jahre gibt es die „Soafablosn“ bereits. Als Hofnarren des Erzbistums den Finger in die Wunde zu legen, so umschreibt Werner Hofmann ihre Mission. Und dass das Publikum sie immer noch gerne sieht und hört, beweist auch in Erding der vollbesetzte Pfarrsaal von St. Johannes.

Als Kircheninterne zu Kircheninternen sprechen

Meistens sind es Pfarrsäle oder kircheninterne Einrichtungen, in denen die Kabarett-Abende stattfinden. Das erklärt sich für Werner Hofmann von selbst. „Uns macht aus, dass wir als Kircheninterne zu Kircheninternen sprechen“, erklärt Hofmann. „Jemand der zu uns kommt, muss schon wissen, wie es in der Kirche läuft, um uns zu verstehen.“ Doch auch wenn sich die Zielgruppe der Soafablosn in den 25 Jahren nicht geändert hat – mal abgesehen vom Alter, haben es die Themen sehr wohl getan. Sprach man damals von Themen wie Missbrauch oder Priestermangel noch recht prophetisch und unter der Hand, wird damit heute offensiv umgegangen.

„Die Kirche und auch die Politik haben sich so massiv nach vorne entwickelt, dass es wirklich schwer ist Themen zu finden, die sich noch für Kabarett eignen“, gibt Markus Lentner zu. So haben sie mit ihrem neuen Programm zum ersten Mal die Verbindung von Kirche und Politik gewagt. „Es geht um Glaubensflucht“, erklärt Richard Stefke. „Das hat ja eine aktuelle Komponente. Wenn man die Migrationsbewegungen anschaut – politisch – dann haben wir die ja in der Kirche auch.“ Verfolgt man die kabarettistischen Lösungsansätze, die die Soafablosn in ihrem Programm vorstellen, darf man nur hoffen, dass sie damit nicht Recht behalten. Denn so herzhaft das Publikum lachen kann, so sehr weiß auch jeder Zuhörer, wie viel Wahrheit in Wortspielen wie der Glaubensverwaltung oder dem Anker-Herz-und-Kreuzzentrum für Kirchenflüchtlinge steckt. Doch egal wie bitter manches auch ankommt, das Publikum fühlt sich verstanden und am Schluss steht ganz klar das Fazit: Glaube und Kirche bleiben (mg)

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