Erster Abiturjahrgang einer Mädchenschule

Die Englischen Fräulein und das Mädchenabitur

Gleiche Ausbildungschancen für Mädchen und Jungen waren früher nichts alltägliches. Vor genau 100 Jahren wurde die erste Mädchen-Abiturklasse auf ihre Abschlussprüfung vorbereitet.

Dieses Jahr machen wieder tausende Judendliche ihr Abitur. Für Mädchen war das früher jedoch nicht problemlos möglich. (Bild: fotolia) © fotolia

München – Das Bayerische Hauptstaatsarchiv erinnert in einer kleinen Ausstellung an den ersten Abiturjahrgang, der an einer bayerischen Mädchenschule auf die Hochschulreife vorbereitet und dort im Juli 1916 geprüft wurde. Unter dem Titel "Die Englischen Fräulein und das Mädchenabitur. Ein Schritt in der Frauenbildung" sind vom 18. Mai bis 29. Juli in München rund 40 Exponate zu sehen. Sie stammen überwiegend aus dem Staatsarchiv. Dazu kommen Leihgaben der Congregatio Jesu in Regensburg und Augsburg sowie der Bayerischen Staatsbibliothek.                     

Gleiche Ausbildungschancen für Knaben und Mädchen mussten vor hundert Jahren auch in Bayern erst erkämpft werden, wie es in der Ankündigung heißt. Dazu gehörte die Zulassung zur Abiturprüfung. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts konnten Mädchen als Externe an Knabengymnasien die Abi-Prüfung ablegen, doch die Vorbereitungen dafür hatten sie privat zu organisieren und zu bezahlen. Die Absolventinnen des Instituts der Englischen Fräulein in Regensburg, die 1916 ihr Reifezeugnis entgegennahmen, waren die ersten Mädchen, die an der Schule ihre Ausbildung und ihre Prüfung machten.           

Rechtlich möglich war dies durch den Erlass der "Schulordnung für die höheren Mädchenschulen in Bayern" von 1911 und die Änderung dieser Schulordnung 1916. Praktisch möglich aber wurde dies durch den Mut der Schulleitung, die schon vor Erlass der Ordnung mit der Ausbildung eines Jahrgangs begonnen hatten. Das besondere Engagement für die Mädchenbildung ist untrennbar verknüpft mit den Ordensprinzipien des Instituts der "Englischen Fräulein". Der Orden war von Mary Ward (1585-1645) gegründet worden. Sie betonte stets den Wert der Erziehung der Mädchen zu gebildeten und selbstständigen Frauen.                 

Mit diesem Konzept stieß Ward jedoch bei kirchlichen Würdenträgern auf Widerstand. Umso wichtiger war das Belobigungsschreiben der Konzilskongregation vom 10. April 1616. Darin werden den Englischen Fräulein der bischöfliche Schutz und die Obsorge zugesichert, die sie benötigten, um ihre Lehrtätigkeit auszuüben. - Die "Englischen Fräulein" benannten sich 2004 in Congregatio Jesu um und firmieren seither unter dem Kürzel CJ. (kna)