Konflikterforschung im Roman

Colum McCann: Apeirogon

Apeirogon - hinter dem sperrigen Titel verbirgt sich ein meisterhaft gebauter Roman, der wie durch ein Kaleidoskop auf zwei Völker blicken lässt, die seit Jahrzehnten mit dem verfahrenen Konflikt im Nahen Osten leben und an ihm leiden.

© P. Matsas/Opale/Leemage/laif

Im Mittelpunkt stehen zwei reale Personen: Bassam - Palästinenser aus dem Westjordanland - und Rami  - Israeli aus Jerusalem. Beide haben sie eine Tochter verloren bei Angriffen. Durch sie lernen wir auch ihre Töchter kennen und eine Innenansicht des Konflikts.

Mit diesem Roman versucht der irischstämmige Autor Colum McCann etwas, das kaum möglich scheint, nämlich die vielen Seiten des Konflikts zwischen Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten angemessen zu schildern, mit all seinen unendlich vielen Facetten:  die Gewalt von beiden Seiten, das Leid, der beinah groteske Alltag mit den vielen Mauern, Grenzen und Checkpoints und die tiefen Verluste.

Wer schon immer mal über den Nahostkonflikt aus einer grenzüberschreitenden Perspektive lesen wollte, ohne zum Sachbuch zu greifen, ist mit diesem Roman gut  dran, der sich um Gefühle und um Fakten kümmert.

Gewalt und Terror werden hier mit vielen Informationen zu den Hintergründen gezeigt und durchdrungen von der Erfahrung der beiden Väter. Durch einen stark gegliederten Aufbau lässt das Buch viel Raum zum Nachdenken und selber analysieren, daher sicher auch für Jugendliche geeignet.


Buchtipp

Colum McCann: Apeirogon

Rowohlt, 608 S.

25 € inkl. MwSt.

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