Silvesterpredigt Kardinal Reinhard Marx

Christen sollen Europa zu Projekt des Friedens machen

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx predigte am Sonntag im Liebfrauendom. Er rief dazu auf, die christliche Kultur zu bezeugen.

Kardinal Reinhard Marx bei einer Predigt im Münchner Liebfrauendom. © Kiderle

München – Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat die Christen aufgerufen, mitzuhelfen, Europa zu einem Projekt des Friedens und zu einem Beispiel für die Versöhnung der Völker zu machen. Auch wenn es darauf keine leichten Antworten gebe, dürfe das Projekt Europa nicht zerstört werden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in seiner Silvesterpredigt am Sonntag im Münchner Liebfrauendom (Hier die Predigt zum Nachhören). Vielmehr müsse es weitergeführt werden. Marx erinnerte auch daran, dass sich 2018 das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal jährt: "Dieser schreckliche Krieg, indem Christen gegen Christen kämpften."

Auf einen weiteren Gedenktermin nahm der Kardinal ebenfalls Bezug. So wird im kommenden Jahr auch des Beginns des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren gedacht. Glaube und Religion dürften nie wieder benutzt und pervertiert werden, um andere zu beherrschen, sagte Marx auch mit Blick auf bestimmte Ausprägungen des Islam. Von der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges habe sich Europa, besonders Deutschland, über Jahrhunderte nicht erholt. Das zu Ende gehende Jahr, in dem der Reformation vor 500 Jahren gedacht wurde, habe aber gezeigt, dass trotz einer belastenden Geschichte Christen beider Konfessionen gemeinsam Zeugnis für Christus ablegen könnten.

Christliche Kultur muss bezeugt werden

Die Wahrheit des Christentums sei nicht abstrakt - alles nehme Bezug auf die eine Person Jesus Christus, betonte Marx. Dabei verwies er auf das jüngst für 450 Millionen US-Dollar versteigerte Bild "Salvator Mundi" von Leonardo da Vinci. Das Jesus darstellende Gemälde hatte ein saudi-arabischer Kronprinz gekauft. Künftig soll es im Louvre von Abu Dhabi zu sehen sein. Christliche Kultur könne nicht musealisiert werden, sagte der Kardinal. Natürlich könne man es versuchen, doch dann sei sie nicht lebendig. Sie gehöre vielmehr in das Leben und müsse bezeugt werden.

Auch auf den 200. Geburtstag von Karl Marx - "meinem Namensvetter" - im Jahr 2018 nahm der Kardinal Bezug. Karl Marx habe gesehen, was passiert, wenn sich die Wirtschaft gegen den Menschen richte. Die Wirtschaft und die Arbeit hätten dem Menschen zu dienen und nicht umgekehrt, mahnte der Kardinal und verwies auf die Worte von Papst Franziskus. Nicht nur auf den Profit gelte es zu schauen, sondern auf das Wohl aller. Die Kirche, aber nicht nur der Bischof, sollte sich in diese Debatte einmischen, damit nicht die alten Dämonen des Marxismus wiederkehrten mit der Behauptung, sie hätten Antworten. (kna)

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