Liebe während des Zweiten Weltkriegs

Briefe aus dem Gefängnis

In Zeiten von WhatsApp, Facebook und Twitter sind handgeschriebene Liebesbriefe eine echte Ausnahme. Der Briefwechsel zwischen dem im Zweiten Weltkrieg inhaftierten Theologen Dietrich Bonhoeffer und Maria von Wedemeyer ist darüber hinaus Zeitgeschichte. In einer szenischen Lesung wurden sie unter anderem von einer engen Verwandten von Maria von Wedemeyer vorgetragen.

Liebesbriefe sind heute selten: Dietrich Bonhoeffer und Maria von Wedemeyer haben sich während des zweiten Weltkriegs jahrelang geschrieben. (Bild: Fotolia) © Fotolia

Freising – Am 5. April 1943 wurde Dietrich Bonhoeffer, ein evangelische Pastor, inhaftiert. Die Anklagepunkte waren: Vaterlandsverrat und Wehrkraftzersetzung. Wenige Monate zuvor ist er der 18-jährigen Maria von Wedemeyer begegnet – die beiden haben sich verlobt. Aus der Zelle beginnt ein zensierter Briefwechsel über einen Zeitraum zwischen zwei Jahren. Sie haben sich in Freiheit nicht mehr wieder gesehen. Der Briefwechsel wurde am Mittwoch in einer szenischen Lesung im Kardinal-Döpfner vorgetragen.

Nichte liest Briefe der Tante

Der Briefwechsel wird von Maria von Bismarck und Eberhard Görner vorgetragen. Maria von Bismarck ist die Nichte von Maria von Wedemeyer. Die Beziehung zu ihrer Tante war sehr „innig“, sagte sie den Münchner Kirchennachrichten: Sie habe sie sehr intensiv erlebt, geliebt und bewundert. Es sei für sie eine große Ehre, dass sie ihre Tante für eine kurze Zeit der Lesung wieder lebendig lassen werden kann. Wenn sie die Texte liest, spüre sie die Verwandtschaft. Das sei ein wunderbares Gefühl und „erfüllend“. Ihre Tante habe sich durch Wildheit, Leidenschaftlichkeit, Vitalität und Lebensfreude ausgezeichnet – dem gegenüber sei sie ein Individualistin gewesen, hatte ihre eigene Meinung, war sehr reflektiert und analytisch. Diese Eigenschaften würde sie auch in sich ein bisschen wieder erkennen, so von Bismarck.