Patriarch Gregorios III. nach Deutschlandbesuch

Bischöfe werden Syrien nicht verlassen

Patriarch Gregorios III. will Syrien keinesfalls verlassen. Das Oberhaupt der mit Rom verbundenen melkitschen Kirche hat seinen Amtssitz in Damaskus. Im Münchner Kirchenradio berichtete er über die Lage in seinem Land.

Der Patriarch Gregorios III. (Bild: KNA) © KNA

München – Patriarch Gregorios III. hat seine Europareise beendet und ist wieder nach Damaskus zurückgekehrt. Im einem Interview mit dem Münchner Kirchenradio unterstrich das 83jährige Oberhaupt der melkitischen Kirche, dass er Syrien unter keinen Umständen dauerhaft verlassen werde: „Ich habe meinen Leuten gesagt: Ich werde mit euch leben, mit euch sterben und für euch da sein.“ Diese Haltung teilten die Bischöfen aller Kirchen in Syrien, von denen nach Angaben des melkitischen Patriarchen, niemand das Land verlassen habe. In Damaskus sei die Lage seit dem Waffenstillstand im Februar „relativ ruhig“. Auch nach Homs würden viele Einwohner allmählich wieder zurückkehren. Aber: „Alle Syrer sind bedroht, im ganzen Land herrscht weiter Krieg.“ Besonders in Aleppo gingen die Kriegshandlungen weiter. Die Hälfte der Bevölkerung sei geflohen und die Zerstörung gewaltig. Sämtliche Kirchen und auch der berühmte Basar Aleppos lägen in Trümmern, so Gregorious III.

Dank an deutsche Katholiken

Auf seiner Deutschlandreise hat er auch syrische Flüchtlinge besucht, von denen viele zurückkehren wollten, aber nur „wenn die Lage sicher ist“. Der Patriarch dankte insbesondere dem Münchner Kardinal Reinhard Marx und dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sowohl für ihre Unterstützung bei der Betreuung der Flüchtlinge als auch für ihre öffentlich geäußerte Sorge um die Christen in Syrien. In vielen deutschen Pfarreien würde vielen Flüchtlinge aktiv geholfen. Gregorios III. wünschte sich, dass die Gemeinden sich fünf bis sechs syrischer Familien intensiv annähmen, um so deren Integration zu stärken und eine wirkliche persönliche Begegnung zu ermöglichen.

Einigkeit gegen IS vermisst

Die augenblicklichen Friedensverhandlungen in Genf nannte er „leider nicht so hoffnungsvoll“, weil die beteiligten Staaten und Gruppen nur einzeln, aber nicht gemeinsam gegen den Islamischen Staat vorgingen. Dabei sei der IS oder ISIS eine Bedrohung für die ganze Welt. „Wenn Araber, Europäische Union, die USA und Rußland, Syrien und Irak sich einig wären – ich bin sicher der IS wäre in ein paar Wochen überrollt.“

Inmitten der Zerstörungen zeigte sich der Patriarch besonders von der Glaubensstärke der dagebliebenen Christen beeindruckt. Trotz des Krieges würde weiterhin Seelsorge und auch Jugendarbeit geleistet. Zur Fasten- und Osterzeit seien die Kirchen trotz der damit verbundenen Gefahr überfüllt gewesen, viele Menschen hätten die Gottesdienste nur vor den Türen verfolgen können. Dies sei auch für ihn persönlich ein „Zeichen der Hoffnung“, erklärte das melkitische Kirchenoberhaupt: „Wir als Bischöfe, Patriarchen und Priester gehen in die Schule des Glaubens unseres Volkes.“ (alb)