Herbstvollversammlung des Diözesanrats

Austausch mit Muslimen und ein Wasserschaden

Das höchste Laiengremium des Erzbistums München und Freising hat am Wochenende getagt. Hauptthema war die „Annäherung an unsere muslimischen Nachbarn“. Aber auch eine Bauverzögerung wurde angekündigt.

Hören auf die Delegierten - Generalvikar Peter Beer und Vorstandsmitglieder bei der Herbstvollversammlung des Diözesanrats in Freising (Bild: Sankt Michaelsbund) © Sankt Michaelsbund

Freising – Unter das Motto „So nah und doch so fremd – Annäherungen an unsere muslimischen Nachbarn“ hat der Diözesanrat der Katholiken seine Herbstvollversammlung gestellt. Die rund 180 Delegierten tauschten sich zusammen mit Vertretern islamischer Gemeinden darüber aus, wie religiöse Feiern mit einander gestaltet, Ehen zwischen Katholiken und Muslimen gut gelingen oder wie gemeinsame Initiativen für Flüchtlinge aussehen könnten. Auch die Frage der Religionsfreiheit wurde in den Arbeitsgruppen nicht ausgespart. „Mit der Bereitschaft zum interreligiösen Dialog beschenken sich die Muslime selbst“, sagte Gönül Yerli, die Vizedirektorin der Islamischen Gemeinde im oberbayerischen Penzberg, die zu einem Podiumsgespräch eingeladen war. So stagniere die muslimische Koranauslegung seit rund 200 Jahren und bekomme durch die Begegnung mit Europa und christliche Wissenschaftler neue Anstöße.

Muslime wünschen sich Galionsfigur

Yerli wünschte sich das Aufbrechen von Klischees. So seien viele christliche Gesprächspartner überrascht, wenn sie als Frau für eine muslimische Gemeinde spreche. Die islamische Religionspädagogin bedauerte, „dass wir Muslime kein Sprachrohr, keine Galionsfigur haben“. Deshalb kämen sie in öffentlichen Debatten oft nur am Rand vor.
Der Vorsitzende des Diözesanrats, Hans Tremmel, betonte, dass es „höchste Zeit“ für einen Dialog der katholischen Laienvertreter und den Muslimen sei: „Wir können zeigen, dass Religion kein Problem, sondern eine Lösung für das friedliche Miteinander ist.“ Vor allem bei Festen in den Gemeinden könnten sich Katholiken und Muslime begegnen: „Dafür muss man aber wissen,welche Feste es beim anderen gibt und dass wir keinen bayerischen Schweinsbraten servieren, wenn wir Muslime einladen“, sagte Tremmel in einem Interview mit dem Münchner Kirchenradio. Unerwartet habe sich das Thema der Vollversammlung auch mit den Flüchtlingsbewegungen der vergangenen Wochen verbunden. Der Austausch mit den islamischen Gemeinden könne helfen, diese Menschen aus anderen Ländern zu integrieren.

Flüchtlingshelfer leisten zutiefst menschliches

In seinem Bericht vor der Vollversammlung hatte Tremmel allen Helfern ausdrücklich gedankt: „Sie haben nicht übermenschliches, sondern zutiefst menschliches geleistet.“ Gleichzeitig forderte er die Katholiken im Erzbistum auf, menschenverachtenden Parolen entgegenzutreten: „Wer einmal in die Augen eines Flüchtlingskindes geblickt hat, wird anders über diese Menschen urteilen.“ Gleichzeitig dürfe über die Sorgen vieler Bürger angesichts der hohen Flüchtlingszahlen aber nicht hinweg gegangen werden. Dabei warnte Tremmel davor, die Not vieler Einheimischer und das Elend von Flüchtlingen gegeneinander auszuspielen. Die Vollversammlung des Diözesanrats nahm einen Antrag aus dem Dekanat Inntal an, in dem die Pfarrgemeinden gebeten werden geeignete Gebäude „für die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen vorübergehend zur Verfügung stellen“. Das Ordinariat soll dabei etwa nötige Umbaumaßnahmen unterstützen.

Wasserschaden verzögert Ordinariatsumzug

Der Verwaltungschef des Erzbistums, Generalvikar Peter Beer, betonte in seinem Bericht vor der Vollversammlung, „dass die Kirche in der Flüchtlingsfrage richtig gehandelt hat und weiter so handeln wird.“ Dabei kündigte er auch eine Kooperation mit der Kirche in Österreich an. Und noch eine weitere Neuigkeit gab der Prälat bekannt: Der Umzug des Ordinariats in das neue Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum in der Münchner Kapellenstraße werde sich noch mindestens bis ins erste Halbjahr 2016 verzögern. Grund ist ein Wasserschaden an der Baustelle im Herzen der Stadt. In der vergangenen Woche sollen 80 000 Liter Wasser in die Brandmauern eingedrungen sein. (alb)