500 Sänger aus dem Erzbistum in Rom

Aufgeregter Sopran und nervöser Alt

Einmal im Leben auf den Brettern stehen, die die Welt bedeuten... Dieser Traum erfüllt sich für 500 Sänger und Sängerinnen aus dem Erzbistum in Rom. Sie brillieren in der bekanntesten Kirche der Welt.

v.l.n.r.: Beatrix Rathfelder-Wiesi, Maria Neumüller und Christa Bauer vom Kirchenchor Hallbergmoos in Rom (Bild: Maria Neumüller) © Maria Neumüller

München/Rom – Maria Neumüller aus Sankt Theresia Hallbergmoos ist mit 500 Chorsängern und -sängerinnen derzeit in Rom, um zusammen zu singen und die ewige Stadt zu erleben. Die 35-jährige singt normalerweise im Chor von Sankt Theresia in Hallbergmoos. Die Mutter von vier Kindern, die im "Bayerischen Obstzentrum Hallbergmoos" arbeitet, hatte sich im Sommer spontan dazu entschlossen, bei der Romreise der Chöre des Erzbistums mitzufahren. Wir haben Sie in Rom angerufen und gefragt, wie es ihr gefällt. 

mkn: Frau Neumüller, was ist das schöne an so einem Großevent? Warum haben Sie gesagt, da muss ich mit?

Neumüller: Das Schöne ist einfach das "Dabei sein". Es geht mit dabei weniger, um die sängerische Leistung. Natürlich ist es auch schön, wenn ein großer Raum mit vielen, vielen Stimmen erklingt und einer tollen musikalischen Begleitung, aber eigentlich ist das Wichtigste das "Dabei sein" und das "Miteinander erleben" der Stadt, des Flairs sowie auch der Kirchen. Das ist das tolle hier in Rom.

mkn: 500 Sänger aus dem Erzbistum München und Freising – das ist eine riesige Truppe. Wie kann ich mir das organisatorisch vorstellen?

Neumüller: Also mich hat diese Zahl erst mal ein bisschen erschreckt, weil ich dachte 500 Leute unter einen Hut bringen, das ist schwierig. Auch beim Singen, bei den Gottesdiensten, wenn dann der „Alt“ dreißig Meter weiter sitzt, da muss man schon sehr genau hinhören und auch auf den Dirigenten achten, damit de Einsatz richtig kommt, aber es funktioniert irgendwie. Live ist live, da passiert auch mal ein Fehler – aber im Großen und Ganzen ist es eine tolle Akustik. Ich muss auch die Organisatoren, sowohl von der Kirchenmusik als auch vom Pilgerbüro loben, es ist wirklich alles super organisiert. Es wird keinem langweilig und auch in Rom geht keiner verloren.

mkn: Wie kamen Sie selbst auf die Idee mitzufahren?

Neumüller: Ich bin ein Spätzünder. Ich habe erst gedacht, das schaffe ich nicht da mitzufahren mit vier Kindern zuhause und einem Beruf obendrauf. Ich habe lange überlegt, mir dann aber spontan gedacht, es sind ja Ferien, da wird das schon irgendwie klappen auch zuhause. Also habe ich mir gedacht: Auf – jetzt aber los!

mkn: Wie läuft es in Rom an? Was haben Sie bislang erlebt?

Neumüller: Bislang hatten wir den Eröffnungsgottesdienst in Sankt Paul vor den Mauern – da haben wir das Verkehrschaos in Rom total unterschätzt – ich habe das Gefühl ich komme zu Fuß schneller voran als mit dem Bus – so kam unsere Gruppe beim Eröffnungsgottesdienst gleich mal zu spät. Aber das hat nichts gemacht. Man setzt sich dann einfach hin und sing eben erst ab der Gabenbereitung mit – das war auch kein Problem. Geprobt hatten wir zuhause in drei Gruppen – da hatten wir alles einmal durch gesungen und das klang da schon richtig gut. Für den Abschlussgottesdienst in Sankt Peter werden wir uns am Freitag Vormittag noch eine Probe alle zusammen mit den Bläsern gönnen, damit die Einsätze richtig kommen. Aber es ist jeder sicher in den Noten, wenn man in die Kirche kommt, bekommt man einen Zettel, auf dem man sieht, wo die eigenen Stimme sitzt, und dann gibt man einfach sein Bestes.

mkn: Singen Sie jetzt in Rom jeden Tag in einer anderen Kirche?

Neumüller: Ja, der Eröffnungsgottesdienst war, wie gesagt in Sankt Paul vor den Mauern, gestern haben wir bei der Abendvesper in der Lateranbasilika Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert gesungen, Mittwoch Vormittag haben ein paar ausgewählte Chorleiter/innen eine gregorianische Vesper in Santo Stefano Rotondo, der Titelkirche von Kardinal Wetter, gestaltet. Donnerstag abend dann ein Komplet in Santa Maria dell`Anima, aber der Höhepunkt ist dann im Petersdom am Samstag.

mkn: Das klingt anstrengend, aber auch aufregend…

Neumüller: Ja, ich finde es toll in solch großen Kirchen mitzuwirken und sich gleichzeitig die Kirchen anzuschauen, zum Beispiel mal die Decke auf sich wirken lassen und dann zwischendurch die Lieder erklingen zu lassen. Dabei lernt man viele Menschen aus anderen Teilen des Erzbistums kennen. Im großen Chor ist es ganz genauso wie im Kleinen – da ist der Sopran plötzlich ganz aufgeregt, der Alt trifft den Ton nicht- das ist das Leben. Da dürfen auch mal Pannen passieren – auch in Rom.

Das Interview führte Stefanie Schmid