Religiöses Buch des Monats Juli

Am Ende das Nichts?

Wenn ein Mensch stirbt, der uns nahesteht, ist er dann wirklich einfach weg, oder gibt es nicht doch irgendeine Form des Weiterlebens? Die wenigsten Menschen wollen sich mit einem radikalen Ende einfach so abfinden.

Am Ende das Nichts? Über Auferstehung und Ewiges Leben. © SMB/KSchmid

Am Ende das Nichts? Der Titel des neuen Buches von Gerhard Lohfink bringt die alles entscheidende Frage des menschlichen Lebens bereits auf den Punkt. Natürlich kann man die Frage, was uns wohl nach unserem Tod erwartet, auch verdrängen, doch kehrt sie immer wieder zurück, wenn ein Mensch stirbt, der uns nahesteht: Ist er nun wirklich einfach weg oder gibt es nicht doch irgendeine Form des Weiterlebens?

Die wenigsten Menschen wollen sich mit einem radikalen Ende einfach so abfinden, und zwar über alle Kulturen und Epochen hinweg, wie der Autor im ersten Kapitel zeigt. Es gibt allerdings recht verschiedene Vorstellungen von einem möglichen Weiterleben: in den eigenen Nachkommen, im Gedächtnis der Anderen, in "unsterblichen" Werken, in immer neuen Wiedergeburten, im Aufgehen des Individuellen in die universale Energie des Kosmos oder im Weiterleben einer unsterblichen Seele.

Die Bibel gibt keine klaren Antworten

Was sagt nun die Bibel zu dieser Frage? Wenn man zunächst das Alte Testament betrachtet, fällt einem auf: gar nicht besonders viel. Gerhard Lohfink erklärt seinen Lesern, warum das so ist: Das Volk Israel beschreibt in der Heiligen Schrift die Erfahrungen, die es mit Gott gemacht hat, und das sind Erfahrungen in dieser Welt: Diese Welt hat Gott geschaffen, in dieser Welt hat er sich Abraham, Isaak und Jakob offenbart, in dieser Welt hat er das Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten befreit, für diese Welt hat er Mose seine Gebote und Weisungen gegeben. Um ein mögliches Leben nach dem Tod ging es dabei zunächst nicht.

Und doch taucht dabei auch immer wieder eine Gewissheit auf, die dem Menschen Hoffnung gibt: Einem Menschen, der sich ganz Gott anvertraut - was kann dem schon Schlimmes geschehen? Und Jesus von Nazaret, von dem im Neuen Testament die Rede ist? Er hat all dem keineswegs widersprochen, sagt Gerhard Lohfink, - er hat es vielmehr eindrucksvoll bestätigt: Jesus verkündigte immer wieder: Das Reich Gottes ist schon in diese Welt gekommen - und sein Handeln hat genau das gezeigt: Jesus heilt die Kranken, er verkündet den Armen die Frohe Botschaft, ja er erweckt selbst Tote wieder zum Leben.

Absolutes Gottvertrauen

Mehr noch als in diesen Machttaten bestätigt Jesus die Botschaft vom Reich Gottes aber gerade durch seine Machtlosigkeit, in der er den Tod am Kreuz erleidet: er setzt sich Gewalt und Tod völlig aus - im absoluten Vertrauen auf Gott. Und Gott rettet seinen Sohn tatsächlich sogar aus dem Tod, er hat ihn von den Toten auferweckt. Was bedeutet das nun für uns, was wird mit uns im Tod geschehen? Der Theologe Lohfink hält einige Punkte fest, die sich aus den Evangelien ergeben: Zuallererst darf der Christ im Glauben darauf vertrauen, dass der Tod kein Ende sein wird - denn er ist die endgültige Begegnung mit Gott, dem absoluten Leben selbst.

Thomas Steinherr ist Lektor beim Sankt Michaelsbund.
Allerdings wird diese Begegnung für den Menschen auch zum Gericht - und wenn vor Gott wirklich alles offenbar werden wird, dann wird das für uns Menschen nicht ohne Schmerz über unser Versagen und unsere Schuld gehen, gleichzeitig aber werden wir auch die ganze Liebe und das ganze Erbarmen Gottes erfahren dürfen. Und weil der ganze Mensch von Gott geliebt ist, wird auch der ganze Mensch auferstehen - nicht nur ein unsterblicher immaterieller Teil von ihm. Da ein einzelner Mensch aber gar nicht denkbar ist ohne andere Menschen, ohne viele Generationen und auch nicht ohne die Schöpfung wird die Auferstehung wirklich alle und alles umfassen.

Vorstellbar ist das für uns Menschen allerdings nicht, darauf weist Lohfink immer wieder hin, denn die Begriffe Raum und Zeit, auf die wir in unserem Denken nicht verzichten können, können Gottes Ewigkeit natürlich nicht erfassen. Trotzdem kann uns aber die Aussicht auf die Auferstehung der Toten einiges für das Leben lehren, für den Umgang mit Sterben und Tod der Anderen und für die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit.

Und nicht zuletzt wissen wir im Licht der Auferstehung, dass die Ewigkeit hier und jetzt schon begonnen hat - das Hier und Jetzt ist somit zwar nicht schon alles, muss für uns nicht alles sein, und doch ist es von unendlicher Bedeutung. So wird der Leser nach der Lektüre des Buches sich im Vertrauen auf eine Vollendung im Tod froh und hoffnungsvoll der Welt zuwenden können, um am Kommen des Reiches Gottes mitzuarbeiten. (Thomas Steinherr)

Buchtipps

Am Ende das Nichts?

Ist die christliche Hoffnung auf Auferstehung noch lebendig oder ist sie müde geworden? Wie kann man heute über die Auferstehung sprechen? Gerhard Lohfink stellt sich in diesem Buch dem Thema Tod und Auferstehung. Er argumentiert vor dem schillernden Hintergrund heutiger Vorstellungen und Erwartungen. Seine Antworten kommen aus der Heiligen Schrift, der christlichen Tradition und der Vernunft. Mit seiner charakteristischen Sprache - weder frömmelnd noch anbiedernd - lässt er die Kraft christlicher Auferstehung aufscheinen. Er zeigt: Es geht nicht um Ereignisse, die in ferner Zukunft liegen, sondern die uns unfasslich nahe sind. Sie haben längst begonnen und erreichen uns voll im eigenen Tod.

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