Schule unter Corona-Bedingungen

Zusammenhalt auf Abstand

Distanzunterricht, geteilte Klassen, Test- und Maskenpflicht - Religionslehrer Pfarrer Ulrich Kampe blickt zurück auf herausfordernde Schulmonate.

Trotz vieler Herausforderungen blieben die Schüler motiviert. © WavebreakMediaMicro - stock.adobe.com

Wie haben Sie für sich die Zeit mit der Corona-Pandemie bisher erlebt? Diese Frage wurde mir neulich erst wieder in meiner Gemeinde gestellt. Das vergangene Jahr hat unsere Welt in ihrem gewohnten Alltag buchstäblich auf den Kopf gestellt. Das betraf alle Bereiche unseres gesellschaftlichen Lebens, unter anderem auch das Schulwesen.

Von uns allen, auch den Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern, wurde ein hohes Maß an Flexibilität, Geduld und Spontanität abverlangt. Denn der Umgang mit dem Coronavirus und den sich daraus ständig verändernden Bedingungen bestimmte von nun an auch den Schulalltag. Die größte Herausforderung war es, Lösungen zu finden, wie ein vernünftiger Unterricht überhaupt stattfinden konnte. Hatte man gerade die erstellten Bedingungen umgesetzt, kamen schon wieder „neue“ hinzu. Die Informationsflut war für alle enorm.

Flexibel und kreativ

Mein Rückblick richtet sich auf die Unterrichtsvorbereitung in dieser Zeit für die Lerngruppe der zweiten, achten und neunten Klasse. Schwierig gestaltete sich für mich der Einstieg in der kombinierten Lerngruppe der achten und neunten Klasse. Eine große Herausforderung war bei 26 Schülern die Umsetzung der Maskenpflicht im Klassenzimmer, die Einhaltung des Abstands- und Lüftungskonzeptes und später auch die Testpflicht am Beginn des Unterrichtes, wodurch das gewünschte Unterrichtsziel nicht immer erreicht werden konnte.

Hinzu kamen oft Diskussionen mit einzelnen Schülern, die die gesetzten Regeln nicht akzeptierten und bewusst damit den Unterricht störten. Doch brauchte es wohl auch diese Auseinandersetzungen, um mit den Schülerinnen und Schülern diese Zeit zu überstehen. Es war notwendig, anders zu denken und den Unterricht flexibel und kreativ zu gestalten. Als sehr anstrengend und belastend wurde mit der Zeit das Tragen der FFP2-Maske empfunden, das ein deutlicheres Sprechen und Hören erforderte.

Veränderte Arbeitsatmosphäre

Da der Onlineunterricht in dieser Zeit für mich nicht möglich war, wurden von mir Arbeitsblätter entworfen, die die Schüler über ihre Klassenlehrer während des Lockdowns erhielten. Um den Kontakt mit den Schülern unter den gegebenen Voraussetzungen nicht zu verlieren, bot ich ihnen einen Nachmittag in der Pfarrkirche an, um mit mir persönliche Fragen zu klären und zu besprechen. Meine Kollegen waren sehr skeptisch, ob die Schüler mein Angebot annehmen würden. Einige Schüler der Abschlussklassen kamen jedoch in die Kirche und nutzten das Angebot. 

Als der Präsenzunterricht für die Abschlussklassen wieder erlaubt wurde, entspannte sich auch die Situation. Die Lerngruppe wurde getrennt und die Schüler kamen 14- tägig im Wechsel zum Unterricht. Durch die kleinere Schüleranzahl veränderte sich für beide Seiten die Arbeitsatmosphäre und Schüler, die sich bisher nicht am Unterricht beteiligten, nahmen nun aktiv daran teil. Somit konnten fehlende Unterrichtsinhalte aufgeholt werden.

Für die zweite Klasse war die Vorbereitung des Unterrichtes etwas freier möglich. Das Klassenzimmer befindet sich im Erdgeschoss und ist mit einer Verbindungstür zum Hof ausgestattet. Der Unterricht konnte oft draußen stattfinden und verlief dadurch entspannter. Das bei den Kindern sehr beliebte Ritual, gemeinsam mit einem „Ich-bin-da-Gebetskreis“ im Klassenzimmer zu beginnen, war aufgrund der Abstandsregeln drinnen nicht möglich. Dieses Ritual konnte dafür aber im Freien stattfinden.

Segen für den weiteren Lebensweg

Im Rückblick auf das vergangene Schuljahr freut mich persönlich, wie sich das Lehrerkollegium untereinander unterstützte und in dieser Zeit der Kontakt zu einigen Kollegen freundschaftlich intensiviert wurde. Dass fast alle Schüler trotz dieser herausfordernden Bedingungen motiviert dabei waren, hat mich sehr beeindruckt. Beim Abschlussfest dankten uns die Schüler für die außergewöhnliche und engmaschige Begleitung. Sie haben allen Pädagogen mit einer E-Mail eine Einladung zu einem Abschlussessen und einer kleinen Feier danach zukommen lassen. Wir fühlten uns sehr geehrt!

Bei der von den Schülern gestalteten Feier zur Zeugnisübergabe wurde ich als Religionslehrer und Pfarrer gebeten, für alle einen Segen für ihren weiteren Lebensweg zu sprechen. Das neue Schuljahr hat nun wieder begonnen, und ich wünsche mir, dass der erfahrene Zusammenhalt uns weiterhin begleitet.
(Pfarrer Ulrich Kamper leitet den Pfarrverband Oberschleißheim und unterrichtet katholische Religionslehre an der Berglwaldschule in Oberschleißheim.)