Jüngster Biersommelier testet Klosterbiere

"Zum Genießen und nicht zum Saufen"

Er ist 16 Jahre jung und trotzdem schon ein echter Bierkenner: Luis Sailer ist der weltweit jüngste Biersommelier.Das flüssige Manna hat ihn seit seiner Geburt begleitet: Er stammt aus einer Brauerfamilie und wurde im Hippodrom auf dem Oktoberfest getauft. 500 Jahre nach der Einführung des bayerischen Reinheitsgebotes testet der Biersommelier für uns testet er fünf verschieden Klosterbiere.

Im Flugwerk Feldkirchen hat Luis Sailer für uns Klosterbiere getestet (Bild: Kiderle) © Kiderle

Feldkirchen – Fünf verschiedene Biere aus den Klosterbrauereien aus Oberbayern stehen bei diesem Termin im Mittelpunkt. Fein säuberlich sind die Flaschen und Gläser auf einem Tisch aufgereiht. Auf dem Stuhl dahinter sitzt der jüngste Biersommelier der Welt. Luis Sailer ist gerade einmal 16 Jahre jung, darf sich aber seit Januar Biersommelier nennen. Sein Diplom hat er in Bamberg und Gräfelfing gemacht. Seine Aufgabe jetzt: die fünf Biere verkosten und ihre Eigenheiten beschreiben.

Angetreten sind die Hellen aus den Klöstern Ettal und Scheyern, sowie die aus den Klosterbrauereien Reutberg, Baumburg und Raitenhaslach. Die drei letztgenannten Brauereien befinden sich mittlerweile in weltlichen Händen. Sorgfältig wird jedes Bier eingeschenkt. Zuerst werden die Farbe und der Schaum geprüft. Dabei fallen schon die ersten Unterschiede auf: Während der Schaum bei allen Proben sehr feinporig ist, gibt es Unterschiede bei der Farbe. Von relativ dunkel mit diamantenen Reflexen bis zu stroh- oder sonnengelb reicht die Palette. Auch beim "Bouquet" stellt Luis Unterschiede fest. Während das Bier aus Raitenhaslach brotige Noten aufweist, riecht der Sommelier bei der Probe aus Baumburg eine Blumenwiese und Kräuter.

Nach dem Geruchstest folgt der Geschmack. Ein kleiner Schluck reicht meistens aus, um weitere Eindrücke heraus zu schmecken. Im Gegensatz zum Wein muss das Bier bei den Verkostungen geschluckt werden. Denn die bitteren Noten des Hopfens werden erst dann vom Gaumen wahrgenommen. Meistens bestätigt sich der Geruchseindruck im Mund. Und so schmeckt Luis Sailer bei dem Bier aus der Klosterbrauerei Reutberg vor allem steinige Aromen, die das Bier schlanker und eleganter erscheinen lassen. Durch eine starke Kohlensäure wird so das Helle zu einem echten Sommerbier. Das Bier aus dem Kloster Scheyern ist nicht ganz so spritzig, die Farbe eher hell und der Hopfenanteil relativ gering – es ist also nicht sehr bitter. Und auch die Klosterbrauerei Ettal setzt auf ein frisches Bier mit wenig bitterem Nachgeschmack aber auch brotigen Noten – ein Bier, das zum nächsten Schluck anregt, sagt der Fachmann.

Das Fazit des Biersommeliers: Die Klosterbrauereien bieten mit ihren hellen Bieren eine unglaubliche Bandbreite an und ein jedes schmeckt anders. Das hat sogar den Fachmann überrascht. Und es macht auch einen Gutteil seiner Faszination für das Bier aus. Denn auch wenn alle dieselben Zutaten benutzen, mit kleinen Veränderungen im Rezept sind große Unterschiede zu erzielen. Eine andere Hopfenart oder etwas mehr Malz im Biersud verändern sofort den Geschmack. Darum auch der Tipp vom Fachmann: Bier nicht einfach nur trinken. Luis Sailer sagt: „Bier ist zum Genießen da und nicht zum Saufen“. Dieses Motto versucht er auch bei seinen Freunden und Klassenkameraden zu verankern. Für Komasaufen hat der 16-jährige nämlich überhaupt kein Verständnis. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol ist für ihn auch eine Mission, vor allem als Biersommelier, der ständig damit umgeht. (chm)

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Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Klöster und Orden