Rasanter Familienroman

Zora del Buono: Die Marschallin

„Man hat diese Frau gefürchtet und bewundert, viele haben sie verehrt. Ich habe sie einfach nur geliebt“, sagt ihre jüngste Enkelin über sie. Zora del Buono trägt den Namen ihrer Großmutter und ist zugleich die Autorin des rasanten Familienromans.

© Yvonne Boehler

Die „Marschallin“ navigiert ihre große Familie zielsicher durch schwierige Zeiten, unbeirrbar – ihr Wille zählt und ihr Herz schlägt links.Ein turbulentes Leben an der Seite eines gefragten Radiologen schildert die Autorin: Luxus und politisches Engagement auf Seiten der Kommunisten, tätige Nächstenliebe und Manipulation passen bei dieser Frau durchaus zusammen. Begegnungen mit Personen der Zeitgeschichte sind mit eingeschlossen. Ein ziemlich lebenspraller Roman voller Schwung, genau richtig für Zeiten mit pandemiebedingtem Stillstand.

Schon nach den ersten Zeilen, die von der 23jährigen Zora berichten, spürte ich: aus dieser Frau kann alles werden. Stark, zupackend, lebensgierig und doch geprägt von schweren Erfahrungen. Da ist die Mutter, die die Familie verlässt, da sind Flucht und  Rückkehr an einen blutgetränkten Ort voller Gefechtsspuren. Denn Heimatort der Familie Ostan ist Bovec , gelegen an der Grenze zu Italien und am Isonzo, genau da wo die letzte der erbitterten Schlachten zwischen Österreich Ungarn und Italien um die Grenzregion stattgefunden hatte.

Zora ist ein bisschen welterfahren durch zwei Jahre im Pensionat in Wien, sie will teilhaben an der Veränderung der Welt. Ein rothaariger italienscher Arzt wird ihre Eintrittskarte zur Moderne. Pietro del Buono, bald der gefragteste Radiologe Süditaliens. Er ist der berühmte Arzt, der auch Politiker behandelt, Tito lässt sich von ihm mehrfach untersuchen, aber sie ist es, die später von ihm einen Orden verliehen bekommt, denn sie ist zwar wohlhabend aber eben nicht nur eine Salonkommunistin.

Eigentlich will sie sich sogar Titos Partisanentruppen anschließen, Pietro ist dagegen, aber Zora lernt schießen, und macht sich heimlich auf den Weg nach Norden. Ihre Waffe ist es, mit der später bei einem Banküberfall ein Mord begangen wird – ein Wendepunkt für die Familie. 


Buchtipp

Zora del Buono: Die Marschallin

C.H.Beck, 382 S.

24 € inkl. MwSt.

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