Diakonenweihe im Münchner Liebfrauendom

"Wozu wir Kirche sind ..."

Oliver Grießl und Markus Paulke werden als neue Diakone künftig in Pfarreien des Erzbistums München und Freising eingesetzt. Kardinal Reinhard Marx formulierte bei der Weihe die entscheidende Frage.

© Kiderle

München - Entscheidend sei „nicht die Frage: ‚Was wird aus uns?‘, sondern: ,Was sind wir für die anderen?“, betonte Kardinal Marx bei der Diakonenweihe im Münchner Liebfrauendom. Die Kirche wachse nicht, „wenn wir von uns her denken, sondern wenn wir uns fragen, wozu sind wir Kirche – in unserem Dorf, in unserer Stadt, in unserer Gesellschaft?“ Es gelte, im Kontext der Erwartungen der Menschen Zeugnis abzulegen, „die ganze Gesellschaft im Blick zu haben, auf die Menschen zu schauen, mit denen wir unterwegs sind, und ihnen deutlich zu machen, dass unsere christliche Prägung ihnen aufhelfen kann“, sagte Marx. So sollten auch die beiden neuen Diakone, Oliver Grießl und Markus Paulke, „vom Leben der Menschen, von der Wirklichkeit her auf das Wort Gottes schauen und dieses Wort Gottes in die Wirklichkeit hineinwirken lassen“.

Evangelisierung und Engagement für die Armen gehören nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx untrennbar zusammen: „Kirche kann nicht wachsen unter Ausschluss der Armen“, so der Erzbischof von München und Freising bei dem Gottesdienst, in dessen Rahmen er zwei Männer zu Diakonen weihte.

Bisweilen werde die Weitergabe des Glaubens, die Katechese, getrennt vom Engagement für das Leben, kritisierte der Kardinal. „Beide Themen gehören aber zusammen“, so Marx: „die Armut in unserer Gesellschaft und die Frage der Neuevangelisierung: Wie kann das Evangelium in unserer Gesellschaft wirksam werden?“ Auch der Heilige Vater rufe immer wieder dazu auf, „von den Peripherien her auf die Welt und auf unsere Kirche zu schauen“. So sei auch Christus gekommen, „um den Armen an Leib und Seele die Frohe Botschaft zu bringen“.

Die beiden neuen Diakone werden nach ihrer Weihe in Pfarreien des Erzbistums München und Freising eingesetzt: Oliver Grießl (38) aus Freising, verheiratet und Vater zweier Kinder, wird neben seiner Tätigkeit als Realschullehrer in der Pfarrei Freising-St. Lantpert und am Mariendom Freising als Diakon mit Zivilberuf arbeiten. Markus Paulke (44) aus München, verheiratet, drei Kinder und ausgebildeter Krankenpfleger Hospiz, wird als hauptberuflicher Diakon in den Pfarreien Aschheim-St. Peter und Paul und Feldkirchen-St. Jakobus der Ältere eingesetzt werden.

Im Erzbistum München und Freising sind mit den zwei Weihekandidaten insgesamt 278 Ständige Diakone tätig. 128 von ihnen sind als Hauptberufliche Diakone tätig, 62 als Diakone mit Zivilberuf, 88 sind bereits im Ruhestand. 32 weitere Männer befinden sich derzeit in Ausbildung. Das Zweite Vatikanische Konzil hatte die Diakonenweihe in den 1960er Jahren als eigene Stufe des Weihesakramentes neben der Priester- und der Bischofsweihe erneuert. 1970 hatte Kardinal Julius Döpfner die ersten vier Männer für die Erzdiözese München und Freising geweiht. (pm)