Segen bringen trotz Corona

Wie die Sternsinger der Pandemie trotzen wollen

Haussegen wieder live und vor Ort - nach dem coronabedingten Ausfall sollen die Sternsinger nun wieder von Haus zu Haus ziehen und für Kinder in Not sammeln. Doch auch die Lehren der Pandemie werden zum Einsatz kommen.

Heuer dürfen die Sternsinger wieder von Tür zu Tür ziehen. © IMAGO / MiS

Aachen – Reisen von Israel nach Deutschland und zurück sind wegen der aktuellen Corona-Maßnahmen kaum möglich. Dennoch sollen zum Jahresbeginn drei Weise aus dem Morgenland wieder persönlich an die Türen kommen und Geld sammeln für Kinder in Not.

Nach dem pandemiebedingten Ausfall im vergangenen Jahr sind die Verantwortlichen der weltgrößten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder nun optimistisch, dass die Sammlung wieder im größeren Rahmen ablaufen kann. "Es wird in diesem Jahr so sein, dass es Haustürbesuche geben wird - mit Abstand und Hygiene-Konzepten", sagte der Präsident des Kindermissionswerks, Dirk Bingener dem Kölner Internetportal domradio.de, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die Situationen regional sehr unterschiedlich seien und deshalb Entscheidungen vor Ort getroffen würden.

Alternativen zu Hausbesuchen

Die Lehren aus dem vergangenen Jahr sollen miteinfließen. Als Alternative zur Haustürsammlung stehen wieder Segenstüten zur Verfügung, die in die Briefkästen eingeworfen werden konnten. Darin enthalten: ein Überweisungsträger oder ein QR-Code auf ein eigenes Spendenkonto, das die Pfarrgemeinden sich über die Internetseite des Missionswerks einrichten konnten - und selbstverständlich der Segensspruch.

Ebenso ausführlich sind die Hinweise auf Hygiene- und Abstandsregeln, die die Organisation online zur Verfügung stellt. Diese seien zwar lediglich als Empfehlungen, nicht als Vorschriften zu verstehen, dennoch dienten sie den Pfarrgemeinden als Orientierung. "Uns ist natürlich wichtig, dass man das in der großen Verantwortlichkeit tut. Wir tun es darüber hinaus mit Zuversicht", betont Bingener.

Gesundheit als Motto der 64. Sternsingeraktion

Programmatisch wirkt da auch das Motto für die 64. Sternsingeraktion "Gesund werden - Gesund bleiben. Ein Kinderrecht weltweit". Als Beispiel stehen dieses Mal Projekte in drei afrikanischen Ländern im Mittelpunkt: Ghana, dem Südsudan und Ägypten. Damit solle der Vielfalt Rechnung getragen werden, die sowohl das Thema Gesundheit als auch Afrika aufweisen.

Tatsächlich bestehe bei der Themenwahl aber kein Zusammenhang zur Pandemie. "Die Mottos werden mit einigem Vorlauf festgelegt. Insofern war auch Gesundheit schon vor der Pandemie gesetzt", erklärt das Kindermissionswerk auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Pandemie wirkt auf Spendenergebnis

Zudem wird die Aktion erneut bis zum 2. Februar (Mariä Lichtmess) verlängert. Dies und die Haustürsammlung soll sich auch positiv auf den Spendenerlös auswirken. Tatsächlich wurden 2021 mit bundesweit gut 38 Millionen Euro ziemlich genau 11 Millionen weniger gesammelt als im Vorjahr. "Die Menschen vor Ort waren sehr aktiv und wir haben auch viel gelernt. Das Gelernte kann man jetzt nutzen für die unterschiedliche Situation vor Ort", sagt Bingener.

So etwa in der Pfarrgemeinde Sankt Agnes in Köln. Dort wurde das kontaktlose Konzept mit den vom Kindermissionswerk zur Verfügung gestellten Möglichkeiten bei der vergangenen Aktion vollumfänglich umgesetzt. "Das war schon ein irres Bild: Da geht einer mit einer Krone durch die Straßen, wo sonst alles am Boden ist. Für mich war das ein hoffnungsvolles Motiv", erinnert sich Pastoralreferent Peter Otten an das Verteilen der Segenstüten.

Für Sankt Agnes war die vergangene Aktion ein fast ungeahnter Erfolg: Entgegen dem Bundestrend lag der Spendenerlös in der Innenstadtgemeinde mit knapp 8.000 Euro sogar rund 2.700 Euro höher als im Vorjahr - Rekordwert. "Die Pandemie hat wohl viele Menschen animiert, mehr zu spenden", vermutet Otten.

Sternsinger müssen flexibel sein

Segenstüten und Online-Aktion sind auch nützlich für Menschen, die während der Tage nicht zu Hause angetroffen werden können, sich aber dennoch den Segen der Sternsinger wünschen. Doch sieht es auch so aus, als ob die geplanten zwei "Geh-Tage" durchgeführt werden können. Besucht werden dann allerdings nur Haushalte, die sich vorher angemeldet haben. Schon logistisch wäre das ansonsten kaum zu bewältigen, meint Otten.

Auch für die medizinische Versorgung sei mit zwei Ärzten im Team gesorgt. So könnten alle Kinder tagesaktuell auf das Coronavirus getestet und damit die Gefahr von Ansteckungen deutlich reduziert werden. Und auch für kurzfristige Einschränkungen auf Grund der Omikron-Variante sei vorgesorgt: "Alles ist soweit vorbereitet, und wir haben jederzeit die Möglichkeit uns anzupassen", heißt es von den Verantwortlichen. (kna)